Laut einer Statista-Umfrage aus dem Jahr 2021 gaben 11,88 Millionen Personen in Deutschland ab 14 Jahren an, dass sie der Aussage “Beim Kauf von Produkten ist es mir wichtig, dass das jeweilige Unternehmen sozial und ökologisch verantwortlich handelt” voll und ganz zustimmen. Das Thema Nachhaltigkeit hat also in der Gesellschaft – und damit auch im E-Commerce – einen höheren Stellenwert als jemals zuvor.
Eine kurze Begriffserklärung
Der Begriff Nachhaltigkeit stammt ursprünglich aus der Forstwirtschaft. Hier galt er als Prinzip, nicht mehr Holz zu fällen als nachwachsen kann. Im Zusammenhang mit der Wirtschaft geht es um das Prinzip der Ressourcennutzung, also um die Art und Weise, wie die Ressourcen unseres Planeten bewusst und so schonend wie möglich genutzt werden können. Ziel ist es, die Bedürfnisse von Mensch, Tier und Umwelt dauerhaft zu erfüllen. Ressourcen sollten also so genutzt werden, dass sie auch über längere Zeit bestehen und sich fortwährend regenerieren können.
Corporate Social Responsibility bezeichnet die gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen. Einen wichtigen Orientierungspunkt für deren Ausgestaltung bildet das Leitbild der Nachhaltigkeit. Somit hat sie sowohl eine ökologische, eine ökonomische als auch eine soziale Bedeutung.
Grüner beziehungsweise nachhaltiger Konsum ist ein Verbraucherverhalten, das soziale und ökologische Aspekte beim Kauf und der Nutzung von Produkten und Dienstleistungen beachtet. Es bedeutet bewusster, anders und gegebenenfalls auch weniger einzukaufen.
11 Maßnahmen für mehr Nachhaltigkeit
Maßnahme 1 – umweltfreundliche Versandoptionen anbieten: über CO2-neutrale Versandoptionen wie “DHL GoGreen”, “GLS ThinkGreen”, “DPD Total Zero” oder “UPS carbon neutral”. Bei dem Namen der Versandart sollte man auf Begrifflichkeiten wie “Standardversand” oder ähnliches verzichten und gleich die speziellen Bezeichnungen der Anbieter nutzen, um diese Besonderheit herauszustellen. Bei Expresslieferungen als Versandart kann zudem darauf hingewiesen werden, dass diese meist nicht ökologisch sind. Dadurch zeigt man dem Kunden, dass auf dieses Thema Wert gelegt wird. Die Webseite https://utopia.de liefert einen guten Klima-Vergleich der fünf großen Paket-Dienstleister.
Maßnahme 2 – lokal auf emissionsfreie Lieferwege setzen und persönliche Abholung anbieten: Regionalität und kurze Transportwege sind weitere Möglichkeiten für mehr Nachhaltigkeit im eigenen Shop. Eine transparente Kommunikation, welche Produkte in Deutschland oder Europa hergestellt werden, erleichtert dem Kunden die Kaufentscheidung. Darüber hinaus kann dem Kunden über zentral gelegene Lager- oder Verkaufsstätten, Click & Collect oder die Lieferung an Packstationen und Paketshops die Möglichkeit geboten werden, die Bestellung auch abzuholen, um Fahrtwege einzusparen.
Maßnahme 3 – schonende Versandmaterialien nutzen und Abfallprodukte und Müll reduzieren: bei der Verpackung sollte auf die Verwendung von recyceltem Material geachtet werden. Auch Mehrwegverpackungen, also Verpackungen, die zusammengefaltet und wieder an den Shop zurückgesendet werden können, tragen zu mehr Nachhaltigkeit bei. Zudem kann durch verschiedene Verpackungsgrößen auf Füllmaterial verzichtet werden. Sowohl im Bereich des Füllmaterials (in Form von Verpackungsflocken aus Mais, Papierchips oder Bio-Luftpolsterfolie) als auch zum Verschließen der Verpackung (in Form von Klebeband aus Grasfasern und Kartoffelstärke) stehen nachhaltige Lösungen zur Verfügung. Mit Hilfe von Click & Collect kann man sogar komplett auf eine Umverpackung verzichten. Wenn möglich, sollten außerdem die Rechnungen, Begleitpapiere (wie Paketbeileger) und Retourenetiketten digital versendet werden. Auch das Zusammenfassen von Lieferungen und somit der Verzicht auf Teillieferungen ist ein Schritt zu mehr Nachhaltigkeit – was man den Kunden auch durch ein Häkchen für eine Sendungszusammenführung selbst entscheiden lassen kann.
Maßnahme 4 – Retourenquote verringern: jede Retoure führt zu unnötigen CO2-Emissionen. Eine Reduzierung dieser kann auf mehreren Wegen erreicht werden: beispielsweise mit Hilfe von besseren Produktbeschreibungen durch hochwertige Produktfotos und -videos, 360-Grad-Ansichten, Kundenbewertungen oder Erfahrungsberichten. Auch Produktvergleiche, Beratungsmöglichkeiten oder die Erhöhung der eigenen Produktqualität helfen Fehlkäufe zu vermeiden. Retouren müssen auch nicht per se kostenlos sein – es könnte eine Retourengebühr verlangt oder deren Versandkosten an die Kundschaft weitergeben werden. Damit der Kunde aber nicht vor der Bestellung davon abgeschreckt wird, kann man den Kunden auch erklären, dass die Mehrkosten an ein Klimaschutzprojekt oder ähnliches gespendet werden.
Maßnahme 5 – ausreichende Kennzeichnung nachhaltiger Produkte und Produktlinien: nachhaltige Produkte sollten ausreichend gekennzeichnet werden, damit sie einfach zu finden sind und sich eindeutig von anderen Produkten unterscheiden. Eine eigene Kategorie, ein Badge auf dem Produktbild in den Produktlisten und auf der Produktdetailseite, eine Such- und Filterfunktion für nachhaltige Produkte oder die Ergänzung der Information im Titel und in der Beschreibung des Produkts sind einige Umsetzungsmöglichkeiten.
Maßnahme 6 – Vorbestellungen oder Wartelisten anbieten: um nicht auf Produkten sitzen zu bleiben und Liquiditätsengpässe zu vermeiden, kann man auch die Möglichkeit ins Auge fassen, die Produkte erst nach Bestelleingang fertigen zu lassen. Die Kunden bestellen die Produkte dann entweder über eine Vorbestellfunktion oder lassen sich auf eine Warteliste für das Produkt setzen, ähnlich der Benachrichtigungsfunktion per E-Mail, wenn Produkte wieder lieferbar sind. Meist sind die Kunden dann auch bereit, auf die Lieferung zu warten, wenn dies transparent kommuniziert wird, da es sich oft nicht um Produkte handelt, die dringend benötigt werden.
Maßnahme 7 – CO2-Ausgleich ermöglichen oder eigenen Klimabeitrag leisten: große Onlinehändler machen es bereits vor und ermöglichen ihren Kunden im Checkout einen freiwilligen CO2-Ausgleich. Die durch die Bestellung entstandenen CO2-Emissionen werden somit an anderer Stelle durch die Unterstützung von Klimaschutzprojekten oder ähnlichem ausgeglichen.
Maßnahme 8 – Nachhaltige Materialien und Sortimentsgestaltung: die eigene Wertschöpfungskette sollte möglichst nachhaltig gestaltet und transparent kommuniziert werden. Es lohnt sich, die Herkunft und die Materialen der eigenen Produkte und unter welchen Bedingungen diese gefertigt wurden, genauestens zu hinterfragen. Zertifizierungen wie das EU-Ecolabel, Fairtrade oder der Global Organic Textile Standard (GOTS) tragen dazu einen großen Teil bei. Um das Kundenvertrauen weiter zu stärken, kann die Rückverfolgung auch über einen beigelegten QR-Code erfolgen.
Maßnahme 9 – Produkte ohne Zwischenhändler verkaufen: beim Direct-To-Customer-Ansatz (D2C) verkaufen Hersteller Ihre Produkte ohne Umweg über den klassischen Einzelhandel direkt an den Endverbraucher. Bei der Arbeit mit Künstlern oder Handwerkern aus anderen Ländern könnten diese beispielsweise Ihren Lohn damit direkt vom Onlineshop-Betreiber erhalten. Dies sorgt für ein faires Einkommen und menschenwürdige Arbeitsbedingungen. Durch die direkte Ansprache entsteht zudem eine starke Kundenbindung.
Maßnahme 10 – Re-Commerce: “Refurbished-Produkte” sind Waren, die vor dem Weiterverkauf unter einer strengen Qualitätssicherung generalüberholt und erneuert werden. Auch Retouren als B-Ware anzubieten, fällt in den Bereich des Re-Commerce und kann ein wichtiger Teil der eigenen Vertriebsstrategie sein. Auch das Anbieten von Reparaturleistungen könnte zum Teil des Prozesses gehören.
Maßnahme 11 – grünes Webhosting: Solar-, Wasser- und Windenergie sind die Grundlage für grünes Webhosting. Die Leistungsfähigkeit des eigenen Shops bleibt davon aber unberührt. Die Webseite https://utopia.de liefert dazu eine gute Übersicht über die Anbieter von grünem Webhosting.
Wie kann ich die Maßnahmen in meinem Shopware 6 Shop umsetzten?
Unter dem Suchbegriff “DHL Versand” gibt es eine Reihe von Erweiterungen im Shopware Store, über die sich die Versandarten von DHL einbinden lassen. Auch für GLS ist dies unter dem Suchbegriff “GLS Versand” und für DPD unter dem Suchbegriff “DPD Paketversand” der Fall. Bei Bedarf kann der Name der Versandart unter “Einstellungen”, “Shop” und “Versand” bei der betreffenden Versandart über das Feld “Name” angepasst werden. Darüber hinaus kann man an dieser Stelle über das Feld “Beschreibung” unterhalb des Namens der Versandart auch eine Beschreibung dieser im Frontend mit ausgeben lassen. Außerdem kann im Rahmen eines sogenannten “Conversion Headers”, also in einem Bereich für Informations- und Hinweistexte, welcher sich meist am oberen Bildschirmrand befindet, ein Text wie “CO2 neutraler Versand mit DHL GoGreen” platziert werden, um auf diese Besonderheit hinzuweisen. Solch eine Funktion bietet auch unsere kostenlose Erweiterung „Leiste für Informations- und Hinweistexte oder Meldungen“ an. Die erste Nachhaltigkeitsmaßnahme lässt sich mit Shopware 6 also recht einfach umsetzen.
Die Information über die Produktherkunft oder den Herstellungsort kann in Shopware 6 an mehreren Stellen hinterlegt werden:
- durch eine Zuweisung der zuvor unter “Kataloge” und “Eigenschaften” erstellten Eigenschaft unterhalb des Menüpunktes “Kataloge” und “Produkte” im Tab “Spezifikationen” innerhalb des Bereichs “Eigenschaften” über die Schaltfläche “Eigenschaft konfigurieren”
- innerhalb der Produktbeschreibung unter “Kataloge” und “Produkte” beim Feld “Beschreibung” im Bereich “Allgemeine Informationen” des Tabs “Allgemein”
- in einem neu anzulegenden Zusatzfeld unter dem Menüpunkt “Kataloge” und “Produkte” im Tab “Spezifikationen” innerhalb des Bereichs “Zusatzfelder”, um eine präsentere Darstellung dieser Information beispielsweise in einem eigenen Tab im Frontend des Shops zu erreichen
- oder zum Beispiel im Rahmen des Storytelling-Features in einer Erlebniswelt unter “Inhalte” und “Erlebniswelten”, die am Produkt unter “Kataloge” und “Produkte” im Tab “Layout” über die Schaltfläche “Layout zuweisen” zugewiesen wurde.
Um ein bestelltes Produkt in einer Filiale oder an einem anderen Standort abzuholen, gibt es für die in Maßnahme 2 und 3 erwähnte Click & Collect-Funktion im Shopware Store eine Vielzahl an Erweiterungen. Für den Versand an eine Packstation, einen Paketshop oder eine Postfiliale stellt DHL beispielsweise im Checkout eine entsprechende Möglichkeit zur Verfügung.
Zudem sollten nicht nur für die Berechnung der möglichen Versandkosten die Felder “Breite”, “Höhe”, “Länge” und “Gewicht” innerhalb des Bereichs “Maße & Verpackung” am Produkt unterhalb des Menüpunkts “Kataloge” und “Produkte” im Tab “Spezifikationen” befüllt sein, sondern auch, um auf Basis dieser Informationen die nötige Verpackungsgröße für die dritte Maßnahme ermitteln zu können.
Die in Maßnahme 4 erwähnten ausführlicheren Produktbeschreibungen, vor allem mit Videos, Produktvergleichen und Beratungsmöglichkeiten, lassen sich am besten in einer unter dem Menüpunkt “Inhalte” und “Erlebniswelten” zuvor erstellten Erlebniswelt auf einer Produktdetailseite integrieren. Die entsprechende Erlebniswelt wird dem Produkt unterhalb von “Kataloge” und “Produkte” im Tab “Layout” über die Schaltfläche “Layout zuweisen” zugeordnet. Kundenbewertungen sind bereits im Standard von Shopware 6 möglich, insofern unter “Einstellungen”, “Shop” und “Produkte” der Schalter “Bewertungen anzeigen” aktiviert wurde.
Eine Kategorie in der Hauptnavigation des Shops für alle nachhaltigen Produkte kann unter dem Menüpunkt “Kataloge” und “Kategorien” über das Kontextmenü und die Schaltflächen “Neue Kategorie davor”, “Neue Kategorie danach” oder “Neue Subkategorie” erstellt werden. Die angezeigten Produkte stammen dabei entweder aus dem Feld “Kategorie” des Bereichs “Zuweisung” im Tab “Allgemein” unterhalb von “Kataloge” und “Produkte” oder aus einer dynamische Produktgruppe aus dem Menüpunkt “Kataloge” und “Dynamische Produktgruppe”, die beispielsweise alle Produkte mit der Nachhaltigkeit-Eigenschaft umfasst. Darüber hinaus ist es auch möglich, die Produkte über eine Erlebniswelt beispielsweise in einem “Produkt-Slider” (aus der Block-Kategorie “Commerce”) ausgeben zu lassen und oberhalb und unterhalb des Sliders weitere Inhalte zu platzieren. Um sich ein Badge auf dem Produktbild in den Produktlisten und auf der Produktdetailseite anzeigen zu lassen, kann dafür beispielsweise ein neu anzulegendes Zusatzfeld aus dem Bereich “Zusatzfelder” unter dem Menüpunkt “Kataloge” und “Produkte” aus dem Tab “Spezifikationen” genutzt werden. Für einen Filter oberhalb der Produktauflistungen muss nur der Schalter “Im Produktfilter von Produktlisten anzeigen” bei der entsprechenden Eigenschaft für die Nachhaltigkeit aktiviert sein. Somit steht der Umsetzung der fünften Maßnahme im eigenen Shop nichts im Wege.
Um die Vorbestellfunktion aus der Maßnahme 6 umzusetzen, gibt es mehrere Wege. Zum einen könnte man unter „Kataloge“ und „Produkte“ beim Feld „Erscheinungsdatum“ im Bereich „Auszeichnung“ des Tabs „Allgemein“ ein Datum in der Zukunft auswählen. Anschließend wird im Frontend des Shops oberhalb der “In den Warenkorb”-Schaltfläche der Hinweistext “Dieses Produkt erscheint am 16.11.2023” angezeigt und das Produkt kann weiterhin (vor-)bestellt werden. Ein anderer Weg wäre, dass wenn der Lagerbestand eines Produktes 0 ist, auf der Produktdetailseite ein Hinweis wie “Versandfertig in 5 Tagen, Lieferzeit 2-5 Tage” und im Warenkorb eine Lieferzeit wie “Lieferzeitraum: 25.10.23 – 28.10.23” angezeigt wird. Für diese Umsetzungsvariante muss unter „Kataloge“ und „Produkte“ beim Feld “Lieferzeit” im Bereich „Lieferbarkeit“ des Tabs „Allgemein“ eine Lieferzeit ausgewählt (beispielsweise “2-5 Tage”) und beim Feld “Wiederauffüllzeit in Tagen” ein Wert (beispielsweise “5”) hinterlegt werden. Der Kunde kann in diesem Fall das Produkt weiterhin mit dem Hinweis auf die verlängerte Lieferzeit bestellen. Für eine Warteliste könnte man eine der zahlreichen Erweiterungen aus dem Shopware Store unter dem Suchbegriff “Lager-Benachrichtigung” nutzen, über die sich die Kunden benachrichtigen lassen können, sobald ein Produkt wieder verfügbar ist.
Um den Kunden im Checkout des eigenen Shops die Möglichkeit anzubieten, einen freiwilligen CO2-Ausgleich zu leisten, stehen im Shopware Store die Erweiterungen “CO2 Kompensation” und “NORTHPOL – Integrierter CO2-Ausgleich” zur Verfügung.
Welche der genannten Maßnahmen sind für mich die richtigen?
Eine nachhaltige Ausrichtung erfordert eine umfassende und langfristige Strategie, die alle Beteiligten in der Lieferkette einschließt. Herausforderungen wie Kosten, Transparenz und Komplexität stehen dabei sowohl ökologische als auch wirtschaftliche Vorteile gegenüber, beispielsweise die Förderung der Kundenbindung und -gewinnung, aber auch die Reduzierung der Umweltbelastung und die Ressourcenschonung. Als zertifizierter Shopware Gold Partner speziell auch für Shopware 6, unterstützen und beraten wie Sie gern dabei.
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Wir sind Digitalisierungs-Experten aus Leidenschaft und vermitteln in unserem Blog einen Einblick in aktuelle Trends und Themen rund um Digitalisierung, neue Technologien und die Telekom MMS.