Während “PoC” und der dahintersteckende Terminus “Proof of Concept” weit verbreitet ist, kennen “PoV” oder “Proof of Value” bisher nur die Wenigsten. Wie immer kann ein PoC oder ein PoV in den unterschiedlichsten Ausprägungen erfolgen, manchmal wird das eine für das andere verkauft. Wir sehen es auch nicht selten, dass ein Proof of Concept die Anforderungen eines MVP (Minimal Viable Product) einnimmt.
Worin unterscheiden sich Proof of Value und Proof of Concept?
Ein Proof of Concept hat die Aufgabe, einen bestimmten Machbarkeitsnachweis anzutreten. Man führt das in der Regel vor komplexen Projekten durch, um etwaige Annahmen bereits vorab zu bestätigen.
Ziel ist es, unliebsame Überraschungen, die sich oftmals negativ auf Zeit und Budget auswirken, frühzeitig abzuklären. Im E-Commerce Bereich begegnen uns in der Regel zwei Arten des Proof of Concepts. Vor allen in komplexen IT-Infrastrukturen mit gewachsener Systemlandschaft werden im Rahmen des Proof of Concepts oft kritische Prozesse zwischen zwei Systemen erprobt.
Ganz konkret: funktionieren die Schnittstellen der Shop-Software mit den Schnittstellen des ERP (Enterprise Resource Planning)-Systems und können alle Geschäftsfälle im Detail darüber abgedeckt werden. Auch die Prüfung der Verbindung zwischen Shop-Software und Content-Management-System ist nicht unüblich. Weiterhin setzt man im Rahmen eines Proof of Concepts öfter wichtige Anforderungen eines Anforderungskatalogs mit einfachen Mitteln um.
Das Ziel ist es, zu sehen, wie sich diese Anforderungen in der Software entsprechend umsetzen lassen. Denn zwischen dem, was der Hersteller verspricht und sich der Nutzer wünscht, können Unterschiede und Abweichungen entstehen, die sich erst im Laufe der Umsetzung zeigen. Am Ende bedeutet ein Proof of Concept immer etwas umzusetzen. Wir empfehlen je nach Komplexität der Anforderungen und IT-Landschaft zu prüfen, ob ein Proof of Concept Risiken minimiert.
Der Proof of Value ist ein Proof of Concept weitergedacht. Während beim Proof of Concept die technische Machbarkeit im Vordergrund steht, geht es beim Proof of Value darum, einen geschäftlichen Nutzen nachzuweisen. Hier bewegen wir uns nah am Minimal viable Product (MVP) und die Grenzen können fließend sein.
Manch einem mag allein der Begriff Proof of Concept in der internen Kommunikation helfen, wenn das Unternehmen in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen mit MVPs gemacht hat. Vor allem aber setzt man beim Proof of Value auf die Festsetzung von KPIs (Key Performance Indikatoren), anhand derer man den Wert der Maßnahme messen kann. Viele Anforderungen von Unternehmen bedürfen oft einer komplexen Umsetzung. Bei einem Proof of Value versucht man mit möglichst minimalen Aufwänden Anforderungen umzusetzen, um den Geschäftsnutzen nachzuweisen.
- Reduziert die Online-Bereitstellung von Rechnungen die Aufgaben in unserem Service-Center?
- Wird mit der Bereitstellung eines Bestellformulars unser Vertrieb entlastet?
- Können mit der Online-Konfiguration die Kosten für Akquiseleistungen unserer Mitarbeiter, die nicht zu einem Auftragseingang führen, reduziert werden?
- Ergibt es Sinn, dass Kunden Service-Techniker online buchen können?
- Reduziert die Verarbeitung von Bestellungen durch Software-Roboter (RPA-Bots) die Arbeitslast im Vertrieb?
- Sollten wir die Produktlinie X einführen?
Wie weise ich den Geschäftsnutzen nach?
Wie beweise ich den Mehrwert? Wichtig ist das Quantifizieren der Ausgangssituation. Nehmen wir uns das erste Beispiel mit der Bereitstellung der Online-Rechnungen. Wir erhoffen uns vom Einsatz von Online-Rechnungen eine Aufgabenreduzierung für unser Service-Center und damit eine Kostenersparnis. Dazu ist es notwendig, genaue Zahlen darüber zu haben, wie viele Rechnungen im Monat durch das bestehende Service-Center verarbeitet werden. Ab dem Zeitpunkt der Bereitstellung von Online-Rechnungen beginnt auch nahezu automatisch die elektronische Erfassung der Anzahl der durch dieses System erstellten Rechnungen. Über einen Zeitraum von beispielsweise drei Monaten lassen sich dann die Kennzahlen beobachten und vergleichen. Reduziert sich die Anzahl der bereitgestellten Service-Center-Rechnungen, lassen sich durch Zuordnung eines jeweiligen Kostenwertes zu den beiden Faktoren Ableitungen für den Geschäftsnutzen treffen.
Ein Proof of Value lässt sich auch auf dem Papier durchführen. Dazu muss man das Verhalten der Nutzer durch Befragungen prüfen. Die Ableitungen können dann genauso übertragen werden. Wichtig sind aber klar zu definierende Key Performance Indikatoren. In vielen Projekten wird zu wenig gemessen und dann ist der Erfolg oder Misserfolg nur schwer nachvollziehbar.
Kann es ein Minimal Viable Product in Kombination mit einem Proof of Value eines ganzen Kundenportals oder Webshops geben? Wie bereits geschrieben sind die Grenzen fließend und es liegt immer im Auge des Betrachters und wie man diverse Dinge vermarkten muss. Wir kennen Unternehmen, die mit einem einfachen Kundenportal oder Online-Shop gestartet sind, um vorab die Akzeptanz bei ihren Kunden zu prüfen, bevor sie größere Investitionen anstreben. Die Anzahl der KPIs ist bei einem großen Projekt deutlich höher und der Zeitraum der Erfassung deutlich länger. Vor allem aber geht der Erfassungszeitraum über das Projektende hinaus.
Zusammengefasst ist ein Proof of Concept der Beweis der technischen Machbarkeit- in der Regel im Rahmen eines Vorprojekts. Der Proof of Value ist der Beweis eines oder mehrerer Geschäftsnutzen und kann auch parallel zu einem Minimal viable Product durchgeführt werden. Dabei hilft ein Proof of Value vor allem bei der Kommunikation mit Entscheidungsträgern, die damit bessere Entscheidungsgrundlagen erhalten.
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