Entwicklung (Development) und Betrieb (Operations) näher zusammenzubringen und beiden Bereichen effizienteres Arbeiten zu ermöglichen – das ist der Kerngedanke von ‚DevOps‘. Im Interview verraten Ronny und Raik, was DevOps für sie konkret bedeutet und wie es die (Zusammen-)Arbeit beim Kunden in der Gesundheitsbranche verändert.
Ronny Lehmann ist Service Manager für die Online-Plattform der Krankenkasse in der Business Unit Agile Operations & Cloud und ist in dieser Rolle verantwortlich für den Betrieb der Plattform. Unter anderem organisiert er effiziente Arbeits- und Abstimmungsprozesse im Gesamt-Team und mit den Ansprechpartnern des Kunden.
Raik Schmole ist Service-Verantwortlicher im Betriebsteam und kümmert sich in dieser Rolle um die Etablierung technischer Prozesse innerhalb des Betriebsteams und vier Entwicklungseinheiten. Im Anschluss verantwortet er die technische Umsetzung.
Andere Teams heben bei DevOps vor Allem bereichsübergreifende Zusammenarbeit und Transparenz hervor. Was bedeutet DevOps für Euch?
Ronny Lehmann: Für uns bedeutet DevOps interdisziplinäre Zusammenarbeit aller Fachbereiche. Kunden, Entwicklung, Betrieb, Test und Redaktion agieren als EIN Team mit einem gemeinsamen Ziel. Dafür haben wir im Laufe der Jahre bereichsübergreifende, verbindlich gelebte Prozesse etabliert.
Raik Schmole: In unserem Sprachgebrauch gibt es nicht „mein“ oder „dein“, sondern nur UNSER Problem. Wenn Probleme auftreten, werden sie gemeinsam identifiziert, bearbeitet und gelöst. So gibt es auch keine typische Silobildung mehr, weil unsere regelmäßigen Abstimmungen, wie z.B. die zweiwöchentliche DevOps-Telko, das von vornherein verhindern. Die direkte Kommunikation unter den Mitarbeitern funktioniert zwischen allen Teilteams bzw. Fachbereichen jederzeit und problemlos.
Was ist denn mit DevOps ganz konkret anders geworden? Welche neuen Technologien und Arbeitsmethoden musstet ihr euch aneignen?
Raik Schmole: Das Wichtigste für DevOps sind aus meiner Sicht die gemeinsamen Meetings, in denen mit allen Teilteams Anforderungen definiert und deren Umsetzung geplant werden. Dann gehören prozessunterstützende Tools für die Zusammenarbeit wie Jira und Confluence unbedingt dazu. Zusätzlichen haben wir z.B. die gesamte Entwicklungsumgebung in das Konfigurationsmanagment aufgenommen und die Deploymentprozesse automatisiert. Dafür mussten wir gemeinsame Tools für Konfiguration und Automatisierung festlegen und einrichten, so dass sie unsere Prozesse unterstützen.
Ronny Lehmann: Durch die intensive Zusammenarbeit hat sich inzwischen ein großes fachbereichsübergreifendes Wissen und Problemverständnis aufgebaut. So versteht z.B. die Entwicklung die betrieblichen Notwendigkeiten und Anforderungen und kann diese bereits bei der Entwicklung berücksichtigen. Und wir vom Betrieb haben so die Möglichkeit, entwicklungsspezifische Belange besser zu berücksichtigen.
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Was sind aus Eurer Sicht notwendige Rahmenbedingungen für erfolgreiches DevOps?
Ronny Lehmann: Aus meiner Sicht war wichtig, dass alle Beteiligten im Projekt die Vorteile von DevOps verstanden haben und dasselbe Ziel verfolgen. Das gesamte Team muss mithelfen, dass Silodenken und Konventionen aufgebrochen werden, weil ja die Mitarbeiter und Teilprojektleiter unterschiedlichen Profitcentern angehören. Die Teilteams haben zum Teil auch unterschiedliche Verträge und Kundenansprechpartner. Das darf keine Barriere darstellen. Deswegen ist bei uns die Kundenseite in den DevOps-Abstimmungen miteinbezogen. Der DevOps-Gedanke muss also auch von den Führungskräften gefördert und gefordert werden.
Raik Schmole: Und um die zunehmende Automatisierung zu beherrschen, braucht es abgestimmte und gut umgesetzte Prozesse. Um nur mal ein ganz konkretes Beispiel zu nennen: Wir haben mit der Entwicklung ein abgestimmtes Verfahren für Pull-Requests gegen das gemeinsame Konfigurationsmanagement …
Christine Maßloch: … Also, du meinst, wenn Entwickler neue Software-Teile oder Software-Änderungen in die Code-Basis einchecken.
Raik Schmole: … Ja, genau. Und dann auch die vom Betrieb benötigten Mindestangaben in den Commit-Messages …
Christine Maßloch: … Das heißt, ihr habt ein Übereinkommen, wie genau die Entwickler ihre Software-Änderungen beschreiben und dokumentieren sollen…
Raik Schmole: … ausgehandelt. Ja, so ungefähr. Damit wir vom Betrieb gleich ohne Nachfragen entscheiden können, ob und wann die Konfigurationsänderung auf den jeweiligen Plattformen aktiviert und automatisiert ausgespielt werden kann.
Das klingt nach echtem Teamplay. Zur nächsten Frage: Woran merkt Ihr, dass Eure Innovationen dem Kunden Nutzen bringen?
Ronny Lehmann: Die Krankenkasse hat ihr Angebot an digitalen Services in der Onlinegeschäftsstelle rasant weiterentwickelt und ausgebaut. Das wäre ohne engere Abstimmungszyklen und Automatisierung gar nicht möglich. Wir sichern so die höhere Flexibilität und Agilität, und können gleichzeitig Stabilität und Sicherheit gewährleisten.
Wohin wird sich der DevOps-Gedanke in der Zukunft entwickeln?
Raik Schmole: Als nächstes wird der Ausbau der Testautomatisierung mit den dazugehörigen Prozessen den Schwerpunkt bilden. Das wollen wir durch ein weiterführendes Zusammenwachsen der jetzigen Teilteams zu einem einzelnen homogenen Team erreichen.
Ronny Lehmann: Längerfristig planen wir, die Releasezyklen ganz aufzubrechen und Adhoc-Mikrochanges zu ermöglichen. Dafür wird aber auf der organisatorischen Seite z.B. bei den fachlichen Freigabe-Prozessen noch einiges zu tun sein. Dazu möchte ich nochmal zur ersten Frage ergänzen, was das Wichtigste bei DevOps ist: Das enge Vertrauensverhältnis zwischen unserem Kunden und uns als Dienstleister.
Das Interview führte Christine Maßloch (DevOps Consultant).
Ist digitales Geschäft eigentlich zuverlässig, sicher, vertrauensvoll, ausfallsicher? Wie und warum – darüber schreibe ich in diesem Blog.