In der deutschen Wirtschaft geht es heiß her, wenn es um das Thema KI geht. Während im privaten Umfeld fleißig mit generativen KI-Tools experimentiert wird, herrscht in den Unternehmen oft noch Orientierungslosigkeit und Überforderung. Laut einer Studie des Bitkom vom Herbst 2023 haben bereits 15 Prozent der Unternehmen KI implementiert, während zwei Drittel sie zumindest als wichtige Zukunftstechnologie ansehen. Doch immer noch finden 29 Prozent der Unternehmen den KI-Hype überbewertet, und über ein Drittel hat sich noch nicht mal mit generativer KI auseinandergesetzt. Höchste Zeit die Technologie auch mittelständischen Unternehmen zugänglich zu machen und echte Mehrwerte zu schaffen! Um aktuelle Methodiken im Innovationsprozess und konkrete Use Cases mit KI geht es in dieser Podcast-Folge von „Ausgesprochen Digital“ mit Katrin Fischer und Martin Wunderwald von der Telekom MMS.
Im Gespräch mit Katrin Fischer und Martin Wunderwald
Unsere Gäste Katrin Fischer und Martin Wunderwald sehen KI als zukunftsweisende Technologie mit unzähligen Potenzialen, wobei sie im direkten Kundenkontakt sowohl die Chancen als auch die Herausforderungen der Unternehmen kennen. Katrin ist Principal Consultant für Digitale Innovationen und begleitet Kunden im Prozess der Strategieentwicklung und Ideenfindung. Die Herangehensweisen sowie der Reifegrad von Unternehmen können dabei ganz unterschiedlich sein, entscheidend sind vor allem das Mindset und ein agiles Vorgehen für erfolgreiche KI Use Cases. Sei es die Implementierung standardisierter KI-Produkte oder die maßgeschneiderte Entwicklung von KI-Lösungen für spezifische Anwendungsfälle, Martin ist Portfolio Lead für AI & Cognitive Services und bringt konkrete Use Cases aus seinen Erfahrungen in Kundenprojekten mit.
- Tags: KI, Künstliche Intelligenz, generative KI, Innovationen, Design Thinking, Strategie, Use Cases
- Dauer: 51:24 Min.
- Referenzen: Optiplan
- Transkript: >barrierefreies PDF (175KB)
Wirtschaftlich, machbar und bedarfsgerecht: Anforderungen und Charakter von KI
Der Hype um generative KI-Tools für Text und Bild, wie ChatGPT oder Dall-E, sowie die anhaltenden Verhandlungen zur Regulierung und Standardisierung, mit einem ersten Ergebnis zum AI Act der EU, schränken die Sicht auf das volle Potenzial der KI-Technologie ein. Denn die Anwendung von KI ist nicht auf spezifische Branchen beschränkt oder nur großen Unternehmen vorbehalten, sondern findet in einer Vielzahl von Bereichen bereits jetzt schon Anwendung. Ob in der Fertigung, Logistik, Beratung (➥ zur KI-Beratung), Chemie (KI in der Chemie), im öffentlichen Sektor oder im Marketing (➥ mehr über KI im Marketing) – überall, wo repetitive Prozesse optimiert oder innovative Lösungen entwickelt werden können, bietet KI enorme Potenziale. Doch häufig ist die Unsicherheit beim Kunden groß, ob bestimmte Anwendungsfälle überhaupt mit KI lösbar sind und rechtlich abgesichert überhaupt einsetzbar sind. Manchmal ist die Lösung auch einfach ein regelbasiertes System, also ganz klassische Prozessoptimierung. Mittels RPA (robotic process automation) können viele Prozesse einfach orchestriert und automatisiert werden. Schließlich ist nicht immer KI die beste Lösung für das Problem. In fast allen Hilfs- oder Kernprozessen von Unternehmen befindet sich Automatisierungspotential, welches in manchen Fällen sinnvoll durch KI unterstützt oder assistiert werden kann. Aber KI kann natürlich noch viel mehr als Prozesse optimieren. Es kann beispielsweise auch Grundlage für Individualisierung, Assistenz und neue Business Modelle sein. Am Ende sollte eine gute KI-Anwendung wirtschaftlich, machbar und bedarfsgerecht sein.
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Bei der Implementierung von KI-Lösungen ist es wichtig, dass Unternehmen Mut und Experimentierfreude mitbringen, offen für innovative Ansätze sind und auch das Risiko eines möglichen Scheiterns in Betracht ziehen. Wesentlich dabei ist, dass aus den Fehlern gelernt wird und eine kontinuierliche Weiterentwicklung stattfindet.
„Also die wenigsten Anwendungsfälle sind so, dass du sie von der Stange kaufen kannst, implementieren kannst und sie in der individuellen Welt des Kunden sofort funktionieren.“
– Martin Wunderwald I Portfolio Lead für AI & Cognitive Services
Mit der richtigen Methodik zur KI-Exzellenz
Design Thinking und agile Transformation sind entscheidende Ansätze um dem experimentellen Charakter von KI-Projekten gerecht zu werden. Es ist notwendig, den Fokus nicht nur auf technische Aspekte, sondern auch auf die Nutzererfahrung zu legen. Katrin Fischer erklärt, wie Design Thinking dabei hilft, Potenziale zu erkennen und die richtigen Ergebnisse zu erzielen. Bedeutend ist dabei die crossfunktionale Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Teams, sowohl aus den Fachbereichen und der IT, um wirklich machbare Lösungen zu entwickeln.
Mit einer initialen Analyse können erste fundierte Potenzialfelder sowie echte Marktbedürfnisse identifiziert werden. Durch das Verständnis der individuellen Branche werden entsprechende Strategien und konkrete Innovationskonzepte entwickelt. Die Konzepte sind dabei nicht nur theoriebasiert, sondern berücksichtigen auch die Praktikabilität und Umsetzbarkeit im spezifischen Unternehmenskontext. Zusätzlich sollten Effektivität und Relevanz der konzipierten Lösungen durch das Testen von Prototypen sichergestellt werden. Nach dem Prinzip des schnellen Scheiterns und Lernens, „fail & learn“ entsteht ein iteratives Verfahren mit dem Lösungen schnell angepasst und optimiert werden können.
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Ein wichtiger Aspekt bei der Einführung sowie Entwicklung von KI ist die kontinuierliche Bewertung der Erfolgsfaktoren. Neben der Nutzenbewertung und der Machbarkeit spielen auch die Wirtschaftlichkeit und die Messbarkeit eine entscheidende Rolle. Durch die Schaffung eines klaren Rahmens und die kontinuierliche Evaluierung können Unternehmen sicherstellen, dass ihre Investitionen in KI langfristig erfolgreich sind. Ein initiales Assessment kann dabei nützlich sein den eigenen Reifegrad im Unternehmen zu bewerten.
In diesem Zusammenhang erlebt Martin Wunderwald häufig wie elementar wichtig das Thema Datenökonomie ist. Um einen Mehrwert aus den eigenen Daten als Grundlage für KI-Anwendungen gewinnen zu können, müssen diese zunächst sorgfältig beurteilt sowie nutzbar gemacht werden. Dabei geht es um die Menge und die Qualität der vorliegenden Daten. Oft muss tief in die Kernprozesse der Kunden vorgedrungen werden, um diese verstehen zu können. Die Datenqualität und Verfügbarkeit sind also entscheidend für den Erfolg von KI-Projekten. Am Beispiel Optiplan berichtet Martin, wie dort ein KI-Modell zur optischen Qualitätskontrolle in den Produktionsanlagen beiträgt. Das Unternehmen hat sich aktiv für die KI-Nutzung entschieden und eine proprietäre Lösung in ihre Prozesse implementiert, was auch ein gewisses internes IT-Know-how voraussetzt. Leichter zugänglich und mit weniger Risiko verbunden sind für Unternehmen KI-Lösungen, die als Service von Drittanbietern genutzt werden können. Ein Beispiel dafür ist die standardisierte Lösung Business GPT. Der GPT-Service der Telekom macht LLM-Infrastruktur von Open AI datenschutzkonform und sicher für unternehmensinterne Anwendungen zugänglich. Die UKA-Gruppe konnte seine Mitarbeitenden so schnell befähigen, die Technologie für ihre Arbeitsprozesse einzusetzen und neue Anwendungsfälle zu erproben.
„Gerade im Thema KI ist der Research ja auch noch gar nicht so weit, dass alles zu 100 Prozent beantwortbar ist und wir entwickeln uns mit unseren Kunden.“
– Katrin Fischer I Principal Consultant für Digitale Innovationen
KI-ne Panik! Los geht’s…
Unternehmen stehen vor der Herausforderung, den richtigen Weg zu finden, um KI in ihren Geschäftsprozessen einzusetzen. Die Entscheidung zwischen Make-or-Buy-Optionen, die Suche nach individuellen Lösungen für komplexe Prozesse und die Evaluierung von Potenzialen sind nur einige der Schritte, die Unternehmen bei der Implementierung von KI durchlaufen müssen. Katrin und Martin sehen es dabei als ihre Aufgabe vollumfänglich zu unterstützen und einen Blick über das gesamte Methodenspektrum zu werfen. Innovationssprints und Hackathons haben sich als effektive Methoden erwiesen, um schnell und effizient neue Ideen und Anwendungen im Bereich der künstlichen Intelligenz zu entwickeln. Die kontinuierliche Weiterentwicklung der KI-Technologie mit entsprechenden Standards wird Unternehmen weiterhin ganz neue Anknüpfungspunkte bieten, um spezifische Lösungen für ihre Prozesse zu entwickeln und sich in einer zunehmend digitalisierten Welt erfolgreich zu positionieren.
Wie zukunftsfähige Konzepte entstehen und der Wissenstransfer gelingt, erfahren Sie in dieser Podcast-Folge. Wir wünschen gute Unterhaltung!
Moderiert wird diese Folge von Steffen Wenzel, Mitgründer und Geschäftsführer von politik-digital und Lisa Fiedler, Corporate Responsibility Managerin bei der Telekom MMS.
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