Spätestens seit der Vorstellung von Apples neuem Mixed Reality-Headset “Vision Pro”, Metas “Quest 3” oder Microsofts “HoloLens 2” sind die Themen Spatial Computing und Spatial Commerce in aller Munde. Doch was genau verbirgt sich hinter den beiden Begriffen und welche Einsatzmöglichkeiten gibt es? Antworten auf diese Fragen geben wir in diesem Blogartikel.
Was ist Spatial Computing?
Unter dem Begriff versteht man ein Computing-Konzept, dass die Technologien der künstlichen Intelligenz (KI), Augmented Reality (AR), Virtual Reality (VR) und Internet of Things (IoT) kombiniert. Zusätzlich werden in sogenannten geografischen Informationssystemen (GIS) räumliche Daten der physischen Umgebung und Standortdaten erfasst, verwaltet und analysiert. Dafür kommen verschiedene Technologien wie Sensoren, Kameras und 3D-Scans zum Einsatz. Spatial Computing verknüpft die physische Welt mit digitalen Daten und Interaktionen. Dadurch entstehen Erlebnisräume, in denen die erfahrene Realität verändert wird. Über Gesten, Blickrichtungen oder Sprachbefehle kann über diese Technologien mit virtuellen Objekten interagiert werden, die dann in dem Abbild der eigenen realen Umgebung erscheinen.
Mit AR versetzt man Anwender nicht komplett in eine virtuelle Welt, sondern erweitert deren Realität um fiktionale beziehungsweise virtuelle Elemente. Die menschliche Wahrnehmung wird dabei in Echtzeit durch Texte, Bilder, Videos oder dreidimensionale Animationen erweitert. Notwendig sind dafür meist ein mobiles Endgerät und eine entsprechende App, die Zugriff auf die Kamera erhält, um die Umgebung zu erkennen. Das wohl bekannteste Beispiel für AR ist die Smartphone-App „Pokémon Go“.
Im Gegensatz dazu taucht der Anwender bei VR komplett in eine virtuelle Welt ein. An dieser Stelle wird eine Wirklichkeit künstlich erzeugt und die physische Realität ausgeblendet. Der Anwender kann dabei oft über eine VR-Brille mit dieser Welt interagieren. Durch das komplette Umschließen der Augen wird die wirkliche Realität visuell nicht mehr wahrgenommen.
Die Kombination aus AR und VR wird als Mixed Reality (MR) bezeichnet. Bei dieser Technologie wird die physische (reale) und die digitale (virtuelle) Welt miteinander vermischt. Die natürliche Wahrnehmung der Umgebung wird an dieser Stelle um computergenerierte Elemente erweitert. Dadurch können die Benutzer mit diesen Inhalten auf eine natürliche und immersive Weise interagieren.
Wo kann Spatial Computing zum Einsatz kommen?
Die Einsatzgebiete von Spatial Computing sind vielfältig: in der Automobilindustrie trägt es beispielsweise zum Fortschritt beim autonomen Fahren bei. Im Bereich der Medizin kann es zum Beispiel chirurgische Simulationen ermöglichen. Dadurch können Ärzte vorab Eingriffe in einer virtuellen Umgebung üben, bevor sie diese am Patienten durchführen. Durch das Entwerfen von immersiven Schulungsumgebungen oder Team-Meetings kann Spatial Computing aber auch im Geschäftsalltag zum Einsatz kommen. Selbst in den eigenen vier Wänden kann es über Smart Home Einzug finden, indem Geräte durch natürliche Gesten und Bewegungen gesteuert werden. Die Geräte können aber auch auf die Anwesenheit oder die Position von Personen reagieren und automatisch die Luftqualität, die Raumtemperatur oder die Lichtverhältnisse anpassen.
Wo kann Spatial Computing im E-Commerce eingesetzt werden und welche Vorteile bringt es mit sich?
Im Bereich des E-Commerce ist Spatial Computing unter dem Begriff Spatial Commerce zu finden. Folgende Vorteile kann es mit sich bringen:
- Bessere Wahrnehmung der Produkte: mit Hilfe der Technologien kann beispielsweise über eine 3D-Ansicht für die Produkte oder über Funktionen zum virtuellen Anprobieren beziehungsweise Platzieren von Produkten im Raum dafür gesorgt werden, dass die Kunden genau wissen, was sie bestellen – und auch besser einschätzen können, ob das Produkt Ihnen am Ende gefällt.
- Einfachere Personalisierung in Echtzeit: die Produkte können mit Hilfe von Augmented Reality- und 3D-Konfiguratoren in Echtzeit angepasst werden – beispielsweise in Farbe, Material oder individuellen Optionen. Kombiniert mit der Möglichkeit, das Ergebnis direkt in der virtuellen Umgebung sehen zu können, schafft dies ein völlig neues Kundenerlebnis, steigert die Kundenzufriedenheit und senkt die Retourenquote.
- Einsatz von KI-gestützten Service-Avataren: eine weitere Einsatzmöglichkeit wäre das Bereitstellen von KI-gestützten Service-Avataren, die rund um die Uhr in mehreren Sprachen Informationen zu Produkten, Services oder zum Unternehmen geben können. Dies erhöht nicht nur die Kundenbindung, sondern vereinfacht und beschleunigt auch den Supportprozess.
- Höhere Nachhaltigkeit und weltweites Einkaufserlebnis: Spatial Commerce ermöglicht es, dass Kunden weltweit in Geschäften einkaufen können, ohne Ihren Standort verlassen zu müssen. Durch die Reduzierung der physischen Ladenbesuche werden CO2-Emissionen verringert und in das Thema Nachhaltigkeit investiert. Umgekehrt können Ladenbetreiber Ihr Geschäft aber auch um ein virtuelles Einkaufsportal erweitern, damit Kunden auch die Produkte erkunden können, die gerade nicht auf der Ladenfläche zu sehen sind.
- Höhere Verweildauer auf der Webseite: solche interaktiven und unterhaltenden Elemente erhöhen die Verweildauer auf der Webseite.
Welche Spatial Commerce – Funktionen sind bereits bei Shopware 6 verfügbar?
Shopware 6 unterstützt 3D-Abbildungen. Das dafür erforderliche 3D-Modell kann innerhalb der Shopware Administration über den Medienmanager hochgeladen, anschließend dem Produkt zugewiesen und auf diesem Weg auf der Produkt-Detailseite ausgeliefert werden. Über den CMS-Block „3D Objekt“ und die Erlebniswelten kann man die dreidimensionalen Abbildungen zudem auch auf CMS-Seiten ausgeben.
Darüber hinaus ist es auch möglich sich in Kooperation mit Rooom aus einer Handvoll Bildern und Ihrem AI-Modell beeindruckende 3D-Visualisierungen erstellen zu lassen. Diese können dann in alle Richtungen gedreht und die Details herangezoomt werden. Voraussetzung dafür ist die Erweiterung „rooom 3D Product Viewer„.
Außerdem haben die Shop-Nutzer in der Desktop-Version des Shops über einen QR-Code auf der Produkt-Detailseite die Möglichkeit, sich die Produkte gleich in der AR-Ansicht anzusehen. Mit Hilfe der AR-Technologie und einem mobilen Endgerät ist es darüber hinaus auch möglich, sich diese 3D-Abbildungen in die Realität projizieren zu lassen. Dazu muss nur unter Inhalte und Medien beim jeweiligen 3D-Modell der Schalter „AR-Ansicht aktivieren“ aktiviert werden.
Wie finde ich für mein Unternehmen den besten Einstieg in das Thema Spatial Commerce?
Nicht alle Handelswaren eignen sich gleichermaßen gut für Produktvisualisierungen. Deshalb sollte zuallererst entschieden werden, welche der eigenen Produkte und Zielgruppen für Spatial Commerce geeignet sind. Als nächsten Schritt sollte man sich Gedanken über die benötigte Technologie beziehungsweise technischen Geräte und die Methode der Datenerfassung machen, da nicht alle Kundendaten laut Datenschutz erfasst und verarbeitet werden dürfen. Als zertifizierter Shopware Gold Partner speziell auch für Shopware 6, unterstützen und beraten wir Sie gern dabei.
Wir sind Digitalisierungs-Experten aus Leidenschaft und vermitteln in unserem Blog einen Einblick in aktuelle Trends und Themen rund um Digitalisierung, neue Technologien und die Telekom MMS.