Rapid Prototyping ist eine schnelle und kostengünstige Methode, um Prototypen für digitale Anwendungen zu erstellen. Besonders die Qualitätssicherung und Wünsche des Kunden zeichnen dieses Vorgehen aus. Welche unterschiedlichen Typen von Prototypen es gibt und wofür sich diese am besten eignen, das beantwortet Antonia Böttinger, User Experience Designer bei Telekom MMS.
Was ist unter dem Begriff Rapid Prototyping zu verstehen?
Antonia: Der Begriff stammt eigentlich aus der Fertigungstechnik und bezeichnet den Druck von 3D-Modellen. Dieses Prinzip wird nun auch in der digitalen Welt genutzt, um Versionen eines Endproduktes zu erstellen und schon vor dessen Umsetzung testen zu können. So können auftretende Probleme bereits während der Erstellung erkannt und behoben werden. Durch Prototypen werden Ideen greifbar. Rapid Prototyping ist eine besondere Form des Prototypings, da es sich um einen wiederkehrenden Prozess handelt. Für die MMS ist es als Kommunikationswerkzeug unverzichtbar, da es die Realisierung zukünftiger Produkte und den Austausch mit den Kunden erleichtert.
Wie sieht dieser wiederkehrende Prozess genau aus?
Antonia: Der Prozess besteht aus drei Phasen. Zuerst wird möglichst schnell und kostengünstig ein Prototyp erstellt, der anschließend getestet werden kann. Dabei wird meist mit Skizzen, konzeptionellen Entwürfen (Wireframes) oder einer wirklichkeitsgetreuen Nachahmung des Screendesigns (Mockup) gearbeitet. Die nächste Phase besteht aus der Review-Session, die der Überprüfung des Prototypen dient. Im Vordergrund steht dabei das Feedback des zukünftigen Nutzers, aber auch der kritische Austausch mit anderen Rollen im User Experience Design (z.B. Visual Design, Usability Expert, Entwicklung und Product Owner) oder Fachbereichen. Anschließend folgt die Phase der Weiterentwicklung, bei der Kritik, Wünsche oder neue Anforderungen aus der Review-Session aufgegriffen und umgesetzt werden. Dieser Prozess wird solange wiederholt, bis alle Anforderungen von Entwicklern, Auftraggeber und Nutzern erfüllt und keine weiteren Anpassungen notwendig sind.
Welche Vorteile bietet diese Art der Modellentwicklung?
Antonia: Rapid Prototyping bietet bereits während der Designentwicklung viele Vorteile. Durch den visuellen und erlebbaren Charakter wird das künftige Design leicht verständlich und vorstellbar. Probleme im User Experience Design können frühzeitig erkannt und behoben werden. Die Ansprüche und Wünsche des Kunden stehen dabei im Fokus und können bereits während der Entwicklung ständig eingebunden und das Produkt so nach deren Vorstellungen verbessert werden, was spätere Neuprogrammierungen erspart. Diese frühzeitige Qualitätskontrolle reduziert den späteren Aufwand in der Fehlerbehebung deutlich. Bereits fünf Tester und ein Tag reichen, um 80 Prozent der Usability-Fehler zu finden.
Gibt es verschiedene Varianten oder nur ein Verfahren?
Antonia: Es gibt drei verschiedene Verfahren des Rapid Prototyping, die wir in der MMS anwenden. Das Paper Prototyping ist die kostengünstigste Variante, es kommen jedoch auch Klickdummys oder programmierte HTML-Prototypen zum Einsatz.
Welche Vorteile bieten die verschiedenen Varianten?
Antonia: Beim Paper Prototyping ist kein Programmieraufwand nötig, da die Inhalte auf Papier skizziert oder mittels kleiner Papierschnipsel angeordnet werden. Das Blatt dient dabei als Screen, sodass man die Anordnung von Elementen ausprobieren und diese verschieben kann. So lässt sich das Layout testen und schnell Feedback zur Benutzerfreundlichkeit einer Design-Idee einholen, ohne dass finanzieller oder zeitlicher Aufwand in die Programmierung geflossen ist. Die Papier-Prototypen stoßen allerdings an ihre Grenzen, wenn es um komplexe Prozesse geht. Dann wird auch der Zeitaufwand für Recherche, Druck und Vorbereitung der Papierschnipsel zu groß. Diese Art des Prototypings eignet sich daher vor allem für Anfangsphasen und weniger komplexe Interaktionen.
Wie geht ihr bei komplexeren Anforderungen vor?
Antonia: Klickdummys kommen vor allem dann zum Einsatz, wenn bereits visuelle Designs existieren. Sie sind im Gegensatz zu den Prototypen auf Papier digital und dem zukünftigen Produkt daher bereits ähnlich. Durch die Ähnlichkeit können sie an den späteren Endgeräten getestet werden, was verglichen mit der Papiervariante einen enormen Vorteil bietet. Eine Einbindung realer Datensätze unter Verwendung von Schnittstellen ist allerdings nicht möglich. Ist das gewünscht, setzen wir auf programmierte HTML-Prototypen, also das dritte Verfahren. Die Stärke dieser Vorgehensweise liegt genau dort, wo Klickdummys an ihre Grenze gelangen: Sie ermöglicht die Einbindung realer Quellsysteme und Datensätze. Somit kommt dieser Prototyp dem zukünftigen Produkt am nächsten und bietet einen sehr hohen Detailgrad. Nach bestandener Prüfung kann der Prototyp direkt in das Endprodukt überführt werden. Zu den Nachteilen gehören allerdings der hohe Zeitaufwand und die Komplexität dieser Methode.
Was ist, unabhängig von dem gewählten Verfahren, das wichtigste beim Rapid Prototyping?
Antonia: Alle Varianten, egal ob Paper Prototyping, Klickdummys oder programmierte HTML-Prototypen, haben eines gemeinsam: Entscheidend während des gesamten Designprozesses ist der regelmäßige Austausch mit dem Nutzer, um die Anwendung an seine Wünsche und Herausforderungen anzupassen. Dadurch bekommen wir eine sehr genaue Vorstellung von den benötigten Kriterien und Anforderungen, um den Kunden zufriedenzustellen und kostspielige Änderungsaufwände in der Entwicklung zur reduzieren.
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