Wie man die drastische Umstellung von einem Berufsleben „auf Achse“ ins Home-Office meistert, erzählt uns heute Thomas Breitling vom Betriebsrat.

Unsere Interview-Reihe wäre nicht komplett, wenn wir nicht auch bei unserem Betriebsrat einen Blick durch´s Schlüsselloch riskieren. Thomas, du warst so lieb, dir Zeit für uns zu nehmen. Als jemand, dessen Job häufig mit viel Reisetätigkeit verbunden ist, hat sich aufgrund der Pandemie sicher auch in deinen Arbeitsroutinen viel verändert. Möchtest du uns etwas darüber erzählen?

„Ich war Ende Februar 2020 noch in Verhandlungen des Gesamtbetriebsrats unterwegs und wir machten noch einen Spaß, da ich in den folgenden vier Tagen nach Südtirol zum Skifahren wollte. Wieder zu Hause angekommen erfuhren wir, dass ganz Italien zum Risikogebiet erklärt worden ist und ich am folgenden Mittwoch – also meinem ersten Arbeitstag nach dem Urlaub nicht zu den Verhandlungen konnte, da ich in Quarantäne bleiben musste! Das war aber kein Problem, da die Verhandlungsführung schon auf digitale Verhandlungen über WebEx umgeschwenkt hatte und ich somit online teilnehmen konnte.

Das war es dann mit Reisen. Bis auf einen Tag Ausnahme am 01. Juli 2020, in Form einer „Zwangsreise“ nach Darmstadt, da es hierfür keine gesetzliche Ausnahme gab, blieb es bis dieses Jahr im Juli dabei. Am 05. Juli konnte ich zu einem Seminar nach Saalfeld reisen und dort traf ich ein paar Kolleg*innen aus dem Betriebsrat. Es war so ungewohnt, aber ich war sehr glücklich wieder mit ihnen zusammenzusitzen und zu reden.“

Das ist gut nachzuvollziehen… Wie hat die Pandemie dein Privatleben beeinflusst? Konntest du deinen Hobbys nachgehen?

„Schon immer waren meine Frau und ich gerne mit dem Fahrrad unterwegs, recht intensiv seit 2018. Das war für uns, glaube ich, ein gutes Ventil, um uns mit der Pandemie auseinanderzusetzen und auch Dampf abzulassen. Wir mussten von hundert auf null – die ganze Woche, den ganzen Tag zusammen sein. Wir hatten beide Bedenken, ob das wohl auf Dauer funktioniert. Aber… Toi, Toi, Toi, es lief erstaunlich gut und stressfrei, was sicher aber auch daran liegt, dass unsere Kinder schon aus dem Haus sind, wir daheim zwei getrennte Bereiche zum Arbeiten zur Verfügung haben und 2020 fast jeden Abend gemeinsam radeln waren. 2021 ist leider das Wetter gegen uns und es regnete fast jeden Abend – immer noch.“

Gibt es etwas, von dem du sagen würdest, dass es ein Silberstreif in dieser Situation war oder hatte diese Situation irgendwelche Vorteile für dich?

„Man sollte es nicht glauben, aber Ich habe gelernt, dass ich ganze Wochen und Monate zu Hause verbringen kann, was bisher für mich nicht so recht vorstellbar war. Auch habe ich festgestellt, dass ich von zu Hause dauerhaft sehr gut arbeiten kann.“

Welchen besonderen Herausforderungen musstest du dich aufgrund der Pandemie in deinem Arbeitsumfeld stellen?

„Durch die weggefallenen Wegezeiten wurde der Tag noch vollgestopfter mit Terminen, als das vorher der Fall war. Unterwegs kann man datenschutzrechtliche Themen nicht bearbeiten, weder auf dem Notebook noch per Telefon. Im Gesamtbetriebsrat und im Telekom MMS-Betriebsrat-Gremium kamen bergeweise Termine auf uns zu, von denen sehr viele Themen rund um die Pandemie beinhalteten. Die Informationen zur pandemischen Lage und den Auswirkungen, mit denen wir konfrontiert wurden, waren zum Teil sehr bedrückend und mental belastend.

Für mich waren auch die „ganztägigen“ WebEx-Sitzungen besonders herausfordernd. Acht bis zehn Stunden wurden notwendig, um das Arbeitspensum zu bewältigen. Zu Beginn 2021 kamen noch die Tarifverhandlungen hinzu. Ein Punkt, der schlechte Laune hinterließ.

Gibt es etwas, das dir im Moment besonders am Herzen liegt und über das du sprechen möchtest?

„Lasst euch impfen! Nichts ist wichtiger, um diese Situation einigermaßen in den Griff zu bekommen. Achtet auf eure und die Gesundheit anderer!“

Vielen Dank, dass du deine Erfahrungen mit uns geteilt hast. Wir wünschen dir und deiner Familie weiterhin alles Gute.


Alle Beiträge aus der Reihe "Kolleg*innen in der Pandemie"