Das Schlagwort Nachhaltigkeit ist in aller Munde, der Handel steht im Zeichen des Dreiecks aus Ökologie, Sozialem und Ökonomie. So werden zusehends auch Kaufentscheidungen bewusst auf schonende Ressourcennutzung in der Produktion und Lieferung, faire Entlohnung oder den Einsatz nachwachsender Rohstoffe hin getroffen.
Dem E-Commerce kommt dabei eine Schlüsselrolle zu: global und dennoch nachhaltig einkaufen zu können, sollte sich zukünftig nicht ausschließen, sondern Hand-in-Hand gehen. Das Wissen um nachhaltige Produktionsbedingungen und deren Bereitstellung für Kund*innen ist untrennbar mit dem Management der Supply Chain verbunden.
Die Supply Chain – die Lieferkette, steht im Fokus denn eine stabile und gut geölte Lieferkette sorgt bei Kund*innen für Sicherheit, Produktzufriedenheit und Vertrauen und fördert so letztlich auch die Kaufentscheidung.
Nicht nur bei Kundeneinzelfertigungen im B2B, auch im B2C-Bereich ist die Passgenauigkeit des Produktes essenziell. Bei Produkten mit einer großen Variantenvielfalt tragen viele Einzelfaktoren von der Verfügbarkeit der Materialien über die Funktionsfähigkeit der Produktionsmittel (z.B. hoch individualisierter Maschinen), die Verfügbarkeit personeller Ressourcen bis hin zur zeitgemäßen Lieferung zum Gelingen und einem erfolgreichen Verkauf bei. Entlang jedes einzelnen Gliedes dieser Supply Chain werden Aspekte der Nachhaltigkeit relevant.
Nachhaltigkeit im Online-Shop sichtbar machen
Der weltweit am meisten genutzte Verkaufskanal im E-Commerce – auch für bewusst nachhaltig agierende Kund*innen – ist der Onlineshop. Hier wird im Hintergrund bereits eine erste Entscheidung zur Nachhaltigkeit getroffen: Wo wird der Shop gehostet? Lokal, in einer Serverfarm oder in einer Cloud? Neben dem Kostenfaktor spielen hier Überlegungen zur Energieeffizienz hinein, wonach Cloudlösungen durch deren Clustering in der Regel energieeffizienter betrieben werden können als On-Premise-Versionen. Hierbei handelt es sich zunächst um eine unternehmerische Entscheidung, die letztlich aber auch auf die Gestaltung und Verfügbarkeit von Diensten und damit Auswirkungen auf den Kunden hat.
Im Einkaufserlebnis des Kunden viel mehr spürbar ist das Angebot des Shops und dessen Beschaffenheit, Interaktionsmöglichkeiten und die Zugänglichkeit zu Informationen selbst.
Bereits angesprochen wurde der Aspekt der Produkt-Variantenkonfiguration: Werden zum gewünschten Produkt verschiedene Materialien zur Auswahl gestellt, so kann hier bewusst auf den Einsatz nachhaltiger Rohstoffe, Produktionsbedingungen sowie auf kurze Transportwege geachtet werden. Voraussetzung hierfür ist, dass entsprechende Metadaten zum Material oder Produkt verfügbar sind und gepflegt wurden.
Werden diese Informationen entsprechend verknüpft, können sie bereits in der Auswahl im Shop berücksichtigt werden. So entsteht einerseits eine Transparenz über die Nachhaltigkeit eines Produktes für den Kunden, andererseits werden dem Unternehmen passgenaue Baupläne zur Produktbeschaffenheit bereitgestellt. Eventuelle Über- oder Fehlbestellungen können frühzeitig erkannt und Übertransporte vermieden werden. Dies wiederum reduziert unnötige und energieverbrauchende Lagerhaltung. Frühzeitiges Wissen um bevorzugte Beschaffenheiten von Produkten sowie allgemeine Kundenvorlieben, ermöglichen zudem Schlüsse über zukünftige Bestellungen. Werden entsprechende Daten (das Einverständnis der Kunden vorausgesetzt) erhoben, so können perspektivisch Vorhersagen auf zukünftiges Verhalten bis hin zu automatisierten Vorschlägen (Recommendations) abgleitet werden. Unnötige Fehlbestellungen werden auch hier reduziert. Wird darüber hinaus entschieden, nachhaltig produzierte Produkte bevorzugt zu empfehlen, so greifen Techniken maschinellen Lernens oder künstlicher Intelligenz mit dem Fokus Nachhaltigkeit direkt ineinander.
KI in der Supply Chain und der Aufbau einer Kreislaufwirtschaft
Auch in weiteren Bereichen der Supply Chain unterstützen zusehends Methoden der künstlichen Intelligenz die Nachhaltigkeit, zum Beispiel in der Produktion: So kommen Methoden der Predictive Maintenance zum Einsatz. Sensoren gestützt und mittels Echtzeitdatenmessungen werden Maschinen auf Verschleiß-, Rüst,- oder Reinigungszeiten hin überwacht. Auf diese Weise sollen Ermüdungserscheinungen im Material frühzeitig erkannt, Produktionsunterbrechungen oder gar Fehler und Ausfall in der Produktion vermieden werden. So können Maschinen besser gewartet werden, es werden längere Nutzungsdauern ermöglicht und Neuanschaffungen oder ressourcenintensive Neufertigungen vermieden. Für Kund*innen heißt dies eine größere Verlässlichkeit und Liefertreue für das gewünschte Produkt. Unternehmen profitieren überdies auch hier in der Reduktion unnötiger Lagerhaltung von (teilweise verderblichen) Verschleiß- oder Ersatzteilen und damit verbundener Abfallproduktion. Ein weiteres Einsatzszenario für die frühzeitige Detektion von Ausschussware durch Bilderkennung und deren kontinuierlicher Verbesserung mittels Machine Learning, ist eine prozessbegleitende Qualitätskontrolle. Dies ermöglicht es jederzeit fehlerhaftes Material auszusortieren und in den Produktionskreislauf zurückzuführen.
Daran knüpft das wohl komplexeste Thema der Nachhaltigkeit – die Kreislaufwirtschaft – an, bei der das abgestimmte Zusammenspiel der einzelnen Produktions- und Recyclingschritte essenziell ist. Eine gute Prozesskenntnis und Wissen über den Fertigungsfortschritt ist die Basis für einen reibungslosen Ablauf in der Kreislaufwirtschaft.
Lesen Sie vertiefend dazu hier auch den Beitrag Können wir Konsum und Nachhaltigkeit? E-Commerce abseits des Greenwashings.
Der letzte Schritt in der Supply Chain ist der Transport zum Kunden. Auch hier kann statistische Optimierung und maschinelles Lernen eine Rolle spielen, etwa in der bewussten (und verkürzenden) Berechnung von Lieferwegen, indem beispielsweise nahe gelegene Produktionsstätten oder aber die Verteilung von Gütern auf ressourcenschonende Transportmittel bevorzugt ausgewählt werden.
Werden solche Informationen im Onlinehandel und Webshops bereitgestellt und für den Bestellprozess berücksichtigt, gelingt über alle Glieder hinweg eine nachhaltige und zugleich intelligente Strategie in der Lieferkette. Die Transparenz, das Vertrauen und die Zufriedenheit des Kunden auf nachhaltige Lösungen auch im E-Commerce werden so erhöht.
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