Nach Stationen bei Nixdorf, Bertelsmann, Lycos und der Deutschen Telekom ist Peter Klingenburg 2006 aus Bonn zu T-Systems Multimedia Solutions (MMS) nach Dresden gekommen. Als einer der Geschäftsführer verantwortet er die Themenbereiche Strategie, Innovation und Unternehmenskommunikation.
Herr Klingenburg, Sie sind seit fast 10 Jahren bei T-Systems Multimedia Solutions an Bord. Was hat sich seitdem im Hinblick auf Markt und Kunden verändert?
Zu Beginn waren wir noch ein Exot. 2006 hatten Webanwendungen bei Weitem nicht die heutige Bedeutung. Als Digital-Dienstleister sind wir mit unseren Kunden und unseren Themen gewachsen und weiter gereift. So spielt für CEOs, IT- und Marketing-Verantwortliche die Digitalisierung mittlerweile eine deutlich wichtigere Rolle und der online generierte Umsatzanteil ist heute wesentlich höher.
Gleichzeitig haben unsere Kunden inzwischen ganz andere Ansprüche an Qualität und Zuverlässigkeit. Zugleich müssen wir uns tiefer in den Kunden hineindenken, da unsere Lösungen keine Insellösungen mehr sind, sondern in den Gesamtkontext des Unternehmens passen müssen. Und selbst vor wenigen Jahren hatten wir weder den Breitbandausbau der Infrastruktur noch die Akzeptanz von Social-Media-Anwendungen oder die Durchdringung der physischen Welt durch das Internet. So findet die Meinungsbildung über ein Produkt heute vorwiegend in Online-Communities statt. Digitale Welten lösen analoge Welten ab – ganze Branchen werden neu gestaltet, wie bereits die Musikwelt.
Heute verändern wir das Leben und die Arbeit von Menschen: Digitalisierung bedeutet für unsere Kunden eine grundsätzliche Veränderung des Geschäftsmodells, was auch eine hohe emotionale Komponente beinhaltet. Dabei muss man sich klar machen, dass diese Veränderungen nichts Schlimmes sind – im Gegenteil: Unsere Lösungen tragen zu einer höheren Effizienz bei. Denn nachhaltige Ergebnisorientierung und Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit bedeutet auch: man hat Luft für Innovationen.
Und wie hat sich T-Systems Multimedia Solutions seit 2006 weiterentwickelt und gewandelt?
Wir sind von knapp 800 im Jahr 2008 auf 1500 Kollegen heute organisch gewachsen, allein durch den Ausbau unseres Geschäfts, weil wir zufriedene Kunden haben aufgrund guter Leistung. Wir sind also schon eine andere Firma in einer ganz anderen Größenordnung geworden. Ein Riesenerfolg, der natürlich auch auf die hohe Loyalität der Mitarbeiter und ein großes Zusammengehörigkeitsgefühl zurückzuführen ist.
Mit dem erfolgsgetriebenen Wachstum war auch ein kultureller Wandel verbunden, der höhere Anforderungen an den Informationsaustausch im Unternehmen stellt, da nun nicht mehr jeder jeden kennt. Dafür nutzen wir auch intern modernste Technologien und Social-Media-Anwendungen oder auch agile Vorgehensmethoden in der Projektarbeit.
Was heißt das konkret?
Aktuell beschäftigen wir uns beispielsweise ganz intensiv mit dem Thema DevOps. Wer integrierte Geschäftsprozesse etablieren will, muss flexibel und agil sein. Mit DevOps sind wir in der Lage, digitale Systeme über den gesamten Lebenszyklus permanent zu erneuern. Design, Entwicklung, Test und Betrieb von Web-Anwendungen gehen dabei Hand in Hand – ein wichtiges, hochspannendes Thema in einer beschleunigten Welt, in der wir nicht nur Prozesse verbessern, sondern ganze Geschäftsmodelle erneuern.
Wie nehmen Sie Ihren Kunden die Angst vor Neuem und möglichen Risiken der digitalen Transformation?
Wichtig ist die Mischung aus Begeisterung für Neues und das Bewusstsein für Risiken sowie das Verständnis darüber, was sich der Kunde wünscht und welches Ergebnis er anstrebt. Dazu gehört auch das Wissen, welche Effekte auftreten können. Im Moment wird das Thema IT-Sicherheit stark diskutiert: Als Teil des Telekomkonzerns setzen wir hier auf deutsche Sicherheitsstandards und betreiben Kundenlösungen in deutschen Hochsicherheitsrechenzentren.
Wir beraten den Kunden, wie er sich vor einem Hackerangriff bestmöglich schützen kann und wie er im Ernstfall reagieren sollte. Wir betrachten Sicherheit dabei nicht getrennt, sondern als Teil der Gesamtarchitektur: So wie wir es beim Automobilbau längst gewohnt sind, dass bei der Konstruktion eine Knautschzone von vornherein eingeplant ist. Das ist Teil unserer Rolle als Begleiter bei der digitalen Transformation.
T-Systems Multimedia Solutions gehört seit vielen Jahren zu den Marktführern. Was ist ihr Erfolgsgeheimnis?
Wir sind mit den Füßen auf dem Boden geblieben, haben uns nicht an kurzfristigen Hypes beteiligt und das gemacht, was langfristig und nachhaltig sinnvoll ist. Das heißt unter anderem, unsere Kompetenzen stetig zu erweitern und für unsere Kunden die Dinge zu finden, die für sie nützlich sind. Wichtig sind uns auf Dauer angelegte Kundenbeziehungen, die wir Schritt für Schritt ausbauen. Dabei wachsen wir nachhaltig und stetig an unseren sieben Standorten – und auch international, wo wir zurzeit ca. 10 Prozent unseres Geschäfts machen.
Was sind für Sie als Geschäftsführer Highlights und was ärgert Sie?
Ein Highlight ist für mich immer wieder, wenn uns Kunden im Projektgeschäft spiegeln: Das war richtig toll, ich würde gern mehr mit euch machen. Besonders spannend ist es, wenn der Kunde mit uns einen deutlichen Schritt nach vorne machen konnte, der zu einer signifikanten Verbesserung führt. Zum Beispiel, wenn wir einem Markenartikler die erste eigene Endkundenbeziehung über ein eigenes E-Commerce-Portal ermöglichen. Oder, wenn einer fragt: wer hat das eigentlich gebaut? Und ich antworten kann: wir! Oder, wenn wir etwas tun, was es so noch nicht gab – das macht mich unheimlich stolz.
Am meisten ärgert mich, wenn wir den Kunden falsch verstehen. Doch das kommt glücklicherweise nur ganz selten vor.
Nach der Gründung vor 20 Jahren hat T-Systems Multimedia Solutions Software für interaktives Fernsehen entwickelt, vor zehn Jahren das bundesweit erste E-Commerce-Portal auf Basis von Software-as-a-Service. Heute begleitet die MMS Unternehmen bei ihrer digitalen Transformation. Wie möchte sich die MMS in Zukunft erfolgreich am Markt behaupten?
Heute sind wir groß genug, um unseren Kunden die ganze Bandbreite digitaler Möglichkeiten anzubieten. Wir haben ein durchgängiges Leistungsangebot über den gesamten digitalen Lebenszyklus hinweg und beraten Kunden zu Themen wie: Was kann die Digitalisierung für mich bedeuten, welche Möglichkeiten und welche Gefahren stecken darin? Wie steigere ich meine Potenziale und reduziere die Risiken? Wie stelle ich die Softwarequalität und den Betrieb sicher? Wie generiere ich aus den anfallenden Daten möglichst clevere Erkenntnisse und wie nutze ich sie? Diese Themen gilt es immer wieder zu hinterfragen und zu beantworten.
Wir wollen auch in Zukunft die besten Möglichkeiten der Digitalisierung für unsere Kunden nutzbar machen. Dafür suchen wir weiter den Schulterschluss mit unseren Partnern. Und wir wollen weiter wachsen, auch international. Ich denke, dass wir künftig noch deutlich integrierter aufgestellt sind und einen wesentlich höheren Consultinganteil haben werden als heute.
Wir haben den Anspruch, auch zukünftig führend am Markt zu sein.
In Ihrem Erste-100-Tage-Statement haben Sie 2006 die positive Verbundenheit der Mitarbeiter mit T-Systems Multimedia Solutions herausgestellt sowie den positiven Umgang mit Fehlern, dessen Kern der Wunsch nach Verbesserung ist. Was macht das Unternehmen heute aus, worin sehen Sie das Besondere des Unternehmens im Jahr 2015?
Nach über 3.000 Tagen hat man natürlich noch einen breiteren Blickwinkel. So ist mir immer stärker bewusst geworden, mit welcher Intensität unsere Mitarbeiter durch die Kundenbrille sehen. Wenn man zum Beispiel das Thema Projektrisiko anspricht, dann sehen sie zuerst, was das für ihren Kunden heißen könnte.
Eine besondere Stärke ist und bleibt zudem die hohe Begeisterungsfähigkeit unserer Mitarbeiter für Neues. Sie sind „heiß“ darauf, Innovationen zu entwickeln, in Verbindung mit dem Wunsch, damit dem Kunden Gutes zu tun und gemeinsam mit ihm eine optimale Lösung zu erstellen. Ich denke Empathie und Begeisterungsfähigkeit sind wichtig, wenn man – wie wir – Chancen aufzeigen möchte und mit digitaler Transformation Kundenerlebnisse ermöglicht oder die Prozesslandschaft verbessert. Des Weiteren haben wir das klare Verständnis, dass ein digitales System im Dauerbetrieb über den Lebenszyklus funktionieren muss und erst dann seinen Nutzen einfährt. Wir stellen dem Kunden nicht nur eine Lösung vor, sondern sind auch beim Application Management an seiner Seite und erleben live das Ergebnis mit.
Ein weiterer Punkt ist das große Engagement der Mitarbeiter und die Loyalität gegenüber der Firma. Als Unternehmensleitung schaffen wir die Rahmenbedingungen der Arbeitswelt und sorgen dafür, dass wir ein attraktiver Arbeitgeber sind. Ein guter Teil unseres Erfolges resultiert aus dem großen Zusammenhalt der Kollegen untereinander und dem Spirit in den Teams.
Welche Themen im Umfeld der digitalen Transformation finden Sie persönlich besonders spannend?
Wie Menschen und Maschinen miteinander interagieren. Viele Dinge kannten wir bisher nur aus Science-Fiction-Filmen. Beeindruckend, was da im Umfeld von Augmented Reality und der Sensorik inzwischen alles möglich ist: wenn zum Beispiel die Bewegungen von Menschen aufgezeichnet, analysiert und dann in der Funktionalität von Beinprothesen technisch umgesetzt werden. Oder der Kopf eines Roboters schaut gerade dorthin, wohin er gleich greifen wird, um den Menschen in seiner Umgebung zu signalisieren, was er gleich tun wird.
Nehmen wir das Internet of Things: Hier kann sich die Welt unserer Kunden mit der Welt seiner Kunden auf ganz neue Weise miteinander verknüpfen. Diese Entwicklung steht noch ganz am Anfang aller denkbaren Möglichkeiten und wir machen dazu schon erste Projekte.
Das alles ist hochspannend. Und auch wenn es manche Flops und Enttäuschungen entlang des Weges geben wird: die Digitalisierung birgt riesige Chance für die Verbesserung des Lebens und Arbeitens. Und wir gestalten sie mit!
Wir sind Digitalisierungs-Experten aus Leidenschaft und vermitteln in unserem Blog einen Einblick in aktuelle Trends und Themen rund um Digitalisierung, neue Technologien und die Telekom MMS.