Der Trend zu immer kleineren Speichermedien und schnellerem Internet setzte sich auch im Jahr 1999 fort.
IBM brachte mit dem Microdrive eine Mini-Festplatte auf dem Markt, die etwa so groß wie eine 5 DM-Münze war und ganze 340 MB speichern konnte. Die nur 20 Gramm schwere Festplatte kostete 1.100 DM, das entspricht etwa 560 Euro. Für diese Innovation erhielt IBM auf der Cebit 1999 einen Messe-Oscar.
Internet via Stromleitung
Nicht nur die Festplatten wurden kleiner und leistungsstärker, auch das Internet wurde allgegenwärtig. So verkündigte das Schweizer Unternehmen Ascom gemeinsam mit der RWE, dass der Internetzugang über normale Stromleitungen nun technisch möglich sei. Mit der sogenannten „Powerline“ schuf das Duo eine Alternative zum herkömmlichen Internetzugang.
Die Stromanbieter konnten damit auch Telefonie und Internet über ihre eigenen Netze anbieten, ohne für die „letzte Meile“ bis zum Endkunden zu bezahlen (siehe Deutsche SparkassenZeitung, 23.04.1999)
So hatte der Stromversorger VEBA zu dieser Zeit einen ersten erfolgreichen Versuch im Magdeburger Umland mit acht Haushalten durchgeführt. Doch die Stromanbieter waren generell sehr verhalten beim Thema „Internet via Stromkabel“.
Powerline wurde deshalb nur zögerlich vorangetrieben. Sicherlich lag auch ein Grund darin, dass bald darauf die erste deutsche Internet-Flatrate angeboten wurde. Wenig später war die Flatrate das allgemein übliche Preismodell.
Kiosksysteme auf dem Vormarsch
Gleichzeitig setzten sich sogenannte Kiosk-Systeme immer mehr durch, das heißt Multimedia-Systeme, die als Informationsmedium im stationären Bereich zum Einsatz kamen. Der Zuwachs betrug im Jahr 1999 fast 40% (vgl. Horizont Nr. 16 vom 22.04.1999, S. 52).
Mit der nun verfügbaren Internet-Anbindung war die permanente Aktualisierung der Inhalte möglich und gleichzeitig die Fern-Wartung der Multimedia-Kioske. So wurden Kiosk-Systeme zum Internet-Terminal, mit dessen Hilfe der Nutzer wie gewohnt über den Browser navigieren konnte. Vor allem in Kaufhäusern kamen Kiosksysteme als Info-Terminals zum Einsatz.
Die MMS – damals noch Multimedia Software GmbH Dresden – realisierte 1999 jedoch nicht nur Point-of-Sales-Kiosk-Lösungen. Für einen großen Versicherer erstellte sie in diesem Jahr ein interaktives Gebäudeinformationssystem mit Touch-Screen-Monitor als internetbasierte Komplettlösung. Darin waren Facility-Management-Komponenten wie eine ausdruckbare Wegbeschreibung ebenso implementiert wie multimediale Produktpräsentationen und die 3-D-Animation des Gebäudes. Im Hintergrund lief bereits ein Content-Management-System.
Kiosk-Systeme am Point of Sales wurden nun häufig auch mit einem Drucker für die Ausgabe von Belegen oder gekaufte Tickets ausgestattet. Auch wurden zunehmend Chipkarten-Leser integriert, damit der Kunde direkt bezahlen konnte (siehe Horizont Nr. 16 vom 22.04.1999, S. 52).
Voll im Trend: Smartcards
Das führt zum nächsten Trend in diesem Jahr: Smartcards waren auf dem Vormarsch – vom Vereinsausweis bis hin zur Zugangskarte für Sicherheitsbereiche.
Gerade durch den anstehenden Jahrtausendwechsel und die Einführung des Euros 2002 mussten ohnehin sämtliche Verkaufsterminals modernisiert werden. Diese Chance nutzten nun Kartenhersteller wie Automatenindustrie, um Kiosk-Systeme entsprechend auszustatten (siehe Markt & Technik, Heft 12, 1999). Heute ist es selbstverständlich, dass man an stationären Terminals direkt bezahlen kann.
Aufgrund der Internetanbindung und der Integration der Bezahlfunktion wurden stationäre Terminals zunehmend intelligenter – und damit auch deutlich attraktiver für den Handel wie für den Kunden. Doch aufgrund der Payfunktion stieg gleichzeitig die Sicherheitsrelevanz der Anwendungen.
Ein Grund mehr, sich wegen der zunehmenden Komplexität mit den Thema Softwarequalität und Sicherheit von IT-Anwendungen zu beschäftigen. Folgerichtig gründete die MMS 1999 das bis dato einzige Softwareprüflabor der Internet- und Multimediabranche in Deutschland, ihr Test and Integration Center.
Und seit viele Jahren betreut die MMS Software-seitig das Projekt ÖTel der Deutschen Telekom. Nutzer von öffentlichen Telefonen können hier über den leicht bedienbaren Screen unter anderem Fahrplaninformationen und ÖPNV-Verbindungen abrufen oder Fahrscheine erwerben.
P.S.: Übrigens fiel 1999 auch der Startschuss für die Musiktauschbörse Napster, eine Plattform, die jeder kennt und nie offiziell zum Musiktauschen genutzt hat. Napster war zeitweilig die am schnellsten wachsende Community im Netz.
Über Napster wurde fast ausschließlich illegal Musik getauscht. Im Juli 2001 verfügte ein amerikanisches Gericht nach verschiedenen Klagen die Schließung der Tauschbörse. Bis dahin tauschten rund 80 Mio. Nutzer ungefähr 2 Milliarden Dateien bzw. Musikstücke.
Wir sind Digitalisierungs-Experten aus Leidenschaft und vermitteln in unserem Blog einen Einblick in aktuelle Trends und Themen rund um Digitalisierung, neue Technologien und die Telekom MMS.