Auf umweltrelevante und gesellschaftliche Kriterien beim Kauf zu achten, ist längst kein Trend mehr. Statistiken zeigen, dass mittlerweile 60% der Kunden Wert darauf legen und 55% der Kunden sind der Meinung, dass nachhaltige Produkte kein Luxus sein sollten. Auch Arbeitnehmer und Unternehmen sind mittlerweile für das Thema Nachhaltigkeit sensibilisiert.
Einige Großkonzerne und Unternehmen machen es bereits vor und zeigen, wie man als Unternehmen nicht nur nachhaltiger sein, sondern auch als solches wahrgenommen werden kann. Dieser Artikel erklärt, warum Nachhaltigkeit immer mehr an Bedeutung gewinnt und warum es sich lohnt, als Unternehmen den Fokus darauf zu setzen.

Warum Nachhaltigkeit immer wichtiger wird

Die Sensibilisierung der Kunden in Bezug auf Nachhaltigkeit führt zu entsprechend angepassten Bedürfnissen. Immer mehr Kunden kaufen mit Bedacht ein und achten auf Nachhaltigkeit. Dabei ist ihnen eine transparente und ehrliche Kommunikation wichtig. Gemeinsame Perspektive zu zeigen und die Verbraucher mit einzubeziehen kann dabei helfen, die Conversion-Rate zu erhöhen und die Identifikation mit der Marke zu festigen. Gibt man dem Kunden das Gefühl, seine Entscheidung ist nicht nur richtig, sondern er tut mit dem getätigten Kauf auch etwas Gutes, so führt dies zu einem positiveren Einkaufserlebnis. Auch im B2B-Segment spielt Nachhaltigkeit eine Rolle, denn Lieferanten können nach ihrer Ressourceneffizienz, ihren Energie- und Emissionswerten sowie ihrer Logistik ausgewählt bzw. beurteilt werden. Das Lieferantenmanagement muss also die eigene Nachhaltigkeitsstrategie berücksichtigen und bei der Auswahl von Lieferanten neben ökonomischen Aspekten auch die ökologischen und sozialen Faktoren betrachten. So kann zum Beispiel ein Imageschaden vermieden werden, der entsteht, wenn ein Unternehmen zwar nach außen hin Nachhaltigkeit propagiert, seine Lieferketten aber nicht entsprechend anpasst.
Neben dem erhöhten Kundeninteresse lassen sich aber noch weitere Punkte finden, warum das Thema an Bedeutung gewinnt. Denn neben Käufern haben gegebenenfalls auch Investoren ein gesteigertes Interesse an der Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens.
Auch auf dem Arbeitsmarkt kann eine nachhaltige Unternehmenskultur ein Grund sein, dass Bewerber und Mitarbeiter sich für oder gegen eine Arbeitsstelle entscheiden. Dabei geht es darum, dass das Unternehmen ökologische, ökonomische und vor allem soziale Verantwortung für Umwelt und Mitarbeiter übernimmt. Wie sich diese Verantwortung äußert, kann enorm vielfältig sein. Von der Bewahrung der Work-Life-Balance bis hin zu ökologisch sinnvollen Mitarbeiterangeboten, die nachhaltiges Handeln fördern, wie das mittlerweile verbreitete „JobRad“.
Unternehmen, die nachhaltig sind, können dies auch kommunizieren und sich so einen Vorteil gegenüber anderen Mitbewerbern sichern. Gerade in Krisenzeiten kann nachhaltiges Handeln Vertrauen schaffen und den Stand in der Gesellschaft stärken und so ein echter Trumpf sein.

Abbildung 1: Nachhaltigkeitsmanagement 

Der Gesetzgeber macht Druck

Ein weiterer, nicht unerheblicher Grund, warum Nachhaltigkeit ein wichtiger Blickpunkt sein sollte, sind die Regularien. Das EU-Parlament verabschiedete im November 2022 neue Regeln zur nicht finanziellen Berichterstattung, die die Art und Umfang der Nachhaltigkeitsberichte für Unternehmen tiefgreifend verändert, sowie den Anwenderkreis erweitert.
Die sogenannte “Corporate Sustainability Reporting Directive” (CSRD) trat am 05. Januar 2023 (Quelle) in Kraft. Laut eigenen Angaben soll es Ziel des CSRD sein, verbindliche Standards für die Berichterstattung auf EU-Ebene einzuführen und die Rechenschaftspflicht europäischer Unternehmen über Nachhaltigkeitsaspekte zu erhöhen.
Statt der geschätzt 12.000 Unternehmen in der EU, die bislang zur Abgabe eines Nachhaltigkeitsberichts verpflichtet waren, erweitert sich der Kreis somit auf circa 50.000 Unternehmen – allein in Deutschland betrifft dies rund 15.000 Unternehmen. Die Umsetzung erfolgt ab 2024 sukzessive für folgende Anwenderkreise: 

2024: 

  • Unternehmen von öffentlichem Interesse  
  • Mehr als 500 Beschäftigte   

2025: 

Alle anderen bilanzrechtlich großen Unternehmen. Mindestens zwei von drei Kriterien müssen erfüllt sein: 

  • Mehr als 250 Beschäftigte
  • Mehr als 20 Mio. Euro Bilanzsumme 
  • Mehr als 40 Mio. Euro Nettoumsatzerlöse 

2026:   

  • Kapitalmarkt­orientierte kleine und mittelständische Unternehmen (KMU)  

Die genaueren Themen, die der Bericht von ihnen erwartet, sind unter anderem: Diversität in Unternehmensvorständen, Anti-Korruption und Bestechung, soziale Verantwortung und Umgang mit Mitarbeitern sowie die Umwelt- und die eigenen Nachhaltigkeitsziele. Neu hinzugekommen ist auch die Verpflichtung zur externen Prüfung, die digitale Aufbereitung im sogenannten “Single Electronic Reporting Format” (ESEF) und die Veröffentlichung im Lagebericht.
Auch Unternehmen, die (noch) unter keinen der definierten Anwenderkreise fallen, sollten sich zeitnah mit den Erfordernissen vertraut machen. Als Zulieferer eines berichterstattungspflichtigen Unternehmens beispielsweise wird dieses auf sie zukommen, um die erforderlichen Informationen für den CSRD von ihnen einzuholen.
Besonders Investoren und Kreditgeber, aber auch Kunden werden durch diese Transparenz in die Lage versetzt, ihre Entscheidungen auf Grund solider Daten zu fällen. Dies erleichtert den Wandel hin zu nachhaltigerer Wirtschaft und Strategien.


Insgesamt ist der Thematik Nachhaltigkeit eine hohe Relevanz zuzuordnen. Das nachhaltige Handeln bewirkt eine funktionierende Umwelt für zukünftige Generationen. Insbesondere Unternehmen können im Umgang mit Nachhaltigkeitsstrategien auf gesellschaftlicher, ökologischer und ökonomischer Ebene einen großen Beitrag leisten. Die dafür notwendigen gesetzlichen Rahmenbedingungen und Faktoren treten hierbei immer mehr in den Mittelpunkt der politischen Diskussion, um die Realisierung der Nachhaltigkeitsziele zu definieren und voranzutreiben.