Henri Brumme, Expert Service Manager – Agile Operations & Cloud, Telekom MMS
Der Begriff Smart Home oder auch Heimautomatisierung wird seit einigen Jahren immer populärer. Angefangen bei Smart Home Devices wie über Wifi vernetzte Lichtschalter, smarte Heizkörperthermostate, durch App gesteuerte Sicherheitssysteme bis hin zur Smart Home Base „Alexa“ werden die Haushalte nach und nach auch in Deutschland immer weiter automatisiert und optimiert. Doch Smart Home hat seinen Preis. So sind die einzelnen Geräte meist nicht im Niedrigpreissegment angesiedelt, sondern eher im mittleren bis hohen. Wenn eine allumfassende Smart Home Lösung angestrebt wird, muss dementsprechend mit hohen Ausgaben gerechnet werden. Doch was passiert, wenn es einen Systemausfall oder Cloudprobleme bei dem Anbieter gibt oder dieser sogar pleitegeht und die Funktionalität des Smart Homes auf diesen angewiesen ist? Kann Heimautomatisierung auch anbieter- und produktunabhängig ermöglicht werden? Wenn ja, welche Möglichkeiten gibt es und wie können Community-Plattformen dabei unterstützen?
Was bedeutet Smart Home?
Unter Smart Home ist der Oberbegriff für technische Verfahren und Systeme in Wohnhäusern und -räumen zu verstehen. Im Mittelpunkt des Smart Homes steht die Erhöhung von Wohn- und Lebensqualität, Sicherheit aber auch die effizientere Energienutzung auf Basis vernetzter und fernsteuerbarer Geräte und Installationen sowie Abläufe, die automatisierbar sind. Hierbei handelt es sich um die Vernetzung von Haustechnik und Haushaltsgeräten. Die Vernetzung von Komponenten der Unterhaltungselektronik wird ebenfalls dazu gezählt. So können beispielsweise Lichtquellen, Energiequellen, Heizungen, der Kühlschrank oder die zentrale Speicherung und heimweite Nutzung von Video- und Audio-Inhalten untereinander vernetzt werden. Von einem Smart Home ist also immer dann die Rede, wenn sämtliche im Haus verwendeten Leuchten, Taster und Geräte untereinander vernetzt sind, Daten abspeichern und dazu fähig sind, eine eigene Logik zu entwickeln. Die Geräte im eigenen Haus können dementsprechend für verschiedene Abläufe und Prozesse angelernt werden. Die Smart-Home-Systeme besitzen eine eigene Programmierschnittstelle, die häufig über das Internet angesprochen und über im Smart Home integrierte Webserver oder erweiterbare Anwendungssoftware und Apps gesteuert werden können. Somit ist es mit den nötigen Vorrausetzungen und Wissen auch möglich, eine eigene Software oder den passenden Adapter für das Smart Home zu schreiben und zu installieren, sodass eine Unabhängigkeit von Anbieter und Produkt möglich ist.
Für die Erstellung eigener Software gibt es verschiedene Plattformen, auf denen User*innen ihre eigens geschriebenen Programme zur Verfügung stellen oder sich Inspirationen von anderen Nutzer*innen holen können. So gibt es zum Beispiel das in Perls geschriebene GPL lizensierte Serverprogramm für Heimautomatisierung FHEM, mit welchem häufig auftretende Aufgaben selbst automatisiert werden können. FHEM bietet seinen User*innen z.B. die Möglichkeit die eigenen Rollläden, Lampen und Heizungen automatisch zu schalten und Ergebnisse wie Temperatur, Feuchtigkeit oder den eigenen Stromverbrauch zu protokollieren sowie zu visualisieren. Eine weitere Plattform (OpenHAB) bietet dagegen eine in Java entwickelte Softwarelösung, die Komponenten zur Gebäudeautomatisierung von den verschiedensten Anbietern hersteller- und produktneutral bereitstellt. Neben Plattformen, die zum Teil einer kostenpflichtige Mitgliedschaft bedürfen, gibt es auch kostenfreie Communities für Interessierte der Heimautomatisierung. Eine dieser offenen Communities ist Selfbus. Diese spezialisiert sich auf KNX kompatible Geräte und bietet hierfür eine Plattform mit Anleitungen sowie Austauschmöglichkeiten über ein eigenes Forum. Zu den kostenfreien Open-Source-Plattformen zählt auch IoBroker.
Was bietet die Open-Source-Automation Plattform IoBroker?
IoBroker stellt eine freie, in JavaScript entwickelte Softwarelösung dar und ging 2014 aus dem Projekt CCU.IO hervor. Sie bietet Komponenten für die Gebäudeautomatisierung der verschiedensten Anbieter und befähigt die Nutzer*innen dazu diese hersteller- und protokollneutral anzuwenden. So finden sich Komponenten für die Heimautomatisierung von Anbietern wie Spotify, Google Chromecast, Raspberry PI 2, Huawei, Vodafone, X-Box und viele weitere auf der Plattform wieder. Die Plattform bietet allen Heimautomatisierungs-Interessierten die Möglichkeit ihr eigenes Wissen in Form von fertigen Adaptern oder Tutorials innerhalb verschiedener Foren weiterzugeben. Im selben Zuge ermöglicht sie auch eine Inspirationsquelle und Unterstützungshilfe bei Problemen für Neueinsteiger*innen im Heimautomatisierungsbereich. Die bereitgestellten Adapter sind dabei vorprogrammierte Skripte, die einfach in das eigene System übernommen werden können. Durch eine große Community werden in den Foren viele verschiedene Lösungen, Möglichkeiten und Inspirationen für die Heimautomatisierung angeboten. Dabei sind die Tutorials und Adapter anbieterunabhängig und können somit für die verschiedensten Systeme übernommen werden. Es ist also möglich, alle Softwareprogrammierungen von der Plattform zu nutzen und passend für das eigene System weiterzuverarbeiten. Dementsprechend ist IoBroker ein großer Wissensspeicher, in welchem die eigenen Ideen ausgespeichert aber gleichzeitig auch Erfahrungen und Inspirationen von anderen Usern geteilt werden – Eine Win-Win-Situation für beide Seiten.
Jede interessierte und begeisterte Person kann mithilfe der richtigen Plattform, wie z.B. IoBroker, das eigene Heim problemlos ohne vom Anbieter gebotene Programme und Produkte automatisieren. Henri Brumme, Service Manager bei der Telekom MMS macht es mit zwei Tutorials auf IoBroker vor.
Heimautomatisierung selbst gemacht
Heimautomatisierung bietet ein breites Spektrum an Möglichkeiten, das eigene Haus oder die eigene Wohnung optimierter, sicherer und energieeffizienter zu gestalten – aber auch, um erheblich Zeit sparen zu können. Besonders aus der Motivation der Stromersparnis und effizienteren Energiegewinnung, aber auch um entstehende Fehler an den eigenen Anlagen frühzeitig zu erkennen, setzte sich Henri Brumme mit der Thematik auseinander und erarbeitete zwei Tutorials. Diese veröffentlichte er über die Plattform IoBroker und teilt so sein Wissen und seine Erfahrung als Anleitung mit allen Interessierten auf der Plattform.
Seine Tutorials beschäftigen sich zum einen mit intelligenter Heizungssteuerung und zum anderen mit der smarten Einbindung von Photovoltaikanlagen im eigenen System. So kann mit seiner Lösung z.B. jederzeit genau geprüft werden, wann der Eigenstrom mit voller Leistung zur Verfügung steht und zu welchem Zeitpunkt das allgemeine kostengebundene Netz der Stromanbieter genutzt werden muss. Mit eigens aufgenommenen Daten kann dementsprechend analysiert werden, zu welchem Zeitpunkt kostenoptimiert geheizt oder der Strom für die verschiedenen Geräte im Haus genutzt werden kann. So kann der Eigenverbrauch beim Strom erhöht bzw. ein anderes Nutzerverhalten angeregt werden.
Das Ziel der Tutorials ist die Hersteller- und Produktunabhängigkeit, wodurch sicher gestellt ist das eigene Heimautomatisierungssystem unabhängig nutzen und weiterentwickeln zu können. So kann gewährleistet werden, dass die Automatisierungslösungen weiterhin allein und autark funktionieren.
Für seine Tutorials wählte Henri Brumme IoBroker, weil es eine kostenfreie Open Source Lösung für Heimautomatisierung ist, in der Jede*r die Möglichkeit hat, mitzuwirken. Zudem konnte er die bereitgestellten Tutorials und Adapter von anderen User*innen in den Foren nutzen, um hilfreiche Informationen für die eigenen Anleitungen daraus zu beziehen.
Die Tutorials von Henri Brumme bieten Weiterentwicklungsmöglichkeiten. So könnten beispielswiese die Lösungen für die Zeitersparnis beim Wäschewaschen weiterentwickelt werden, indem die Waschmaschine mit dem Tablet verbunden wird und über den Status der Fertigstellung automatisiert benachrichtigt. Aber auch das energieeffizientere Heizen und die Einsparung von Heizöl könnten ermöglicht werden, indem nur mit dem Energieüberfluss geheizt wird, welcher ebenfalls über eine App geprüft und angezeigt werden kann.
Wenn sich für eigene Heimautomatisierungsprojekte entschlossen wird, benötigt es genügend Motivation, Durchhaltevermögen und ein grundsätzliches Interesse, an der Software zu „tüfteln“ bis diese die volle Funktionalität erreicht hat. Nach Henri Brumme sollte sich zudem auf die Foren von IoBroker gestützt werden. Diese geben einen guten ersten Überblick auch für Neueinsteiger*innen sowie die Möglichkeit, mit anderen User*innen über aufgekommene Probleme zu sprechen und somit die nötige Hilfe zu bekommen. Voraussetzung für Heimautomatisierungsprojekte ist aber auch genügend Zeit aufbringen zu können und Geld für die Projekte ausgeben zu wollen, da erst einmal eine Grundausstattung von Smart Home Geräten benötigt wird, um das eigene Haus oder Wohnung weiter zu automatisieren.
Cloud Application Management
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Gastautor Henri Brumme, Expert Service Manager – Agile Operations & Cloud, Telekom MMS
Henri Brumme ist seit 12 Jahren für die Telekom MMS als Expert Service Manager im Fachbereich Agile Operations & Cloud aktiv. In seiner Funktion als Service Manager ist er Teil eines Teams, welches für das Hosting und Application Management von Standard- und kundenindividuellen Lösungen verantwortlich ist. Er agiert dabei in den verschiedensten Rollen. So lernt er in der Sales Rolle den Kunden und seine Anforderungen kennen, begleitet als Transition Manager bzw. Projektleiter den Aufbau einer Lösung und betreut als Service- bzw. Customer Success Manager den Kunden langfristig weiter. Henri Brumme lebt mit seiner Familie in einem Haus auf dem Land und teilt mit vielen anderen die Faszination für Heimautomatisierung.
Ob Digitalisierungsexpert*in, Werkstudent*in oder Schülerpraktikant*in – Hier berichten unsere Gastautoren aus ihrem Alltag.