Das Internet ist aktuell das wichtigste Medium für die Imagepflege und Werbezwecke, Informationsvermittlung und Dienstleistungen. Wenn digitale Inhalte nicht alle Zielgruppen erreichen, weil sie nicht zugänglich aufbereitet sind, bleiben positive Effekte aus und entscheidende Wettbewerbsvorteile ungenutzt.
„Barrieren einfach wegwischen“ – Das war das Motto unter dem am 29. September in der Biosphäre in Potsdam die Konferenz Barrierefreie IT stattfand. 69 Kunden der MMS, Unternehmen aus dem öffentlichen Raum und der Wirtschaft, kamen zusammen, um über das Thema Barrierefreiheit in den Dialog zu treten. Die Diskussionen waren angeregt, die Vorträge spannend, das Klima heiß und die Aussichten in jedem Sinne digital. Welche Möglichkeiten eröffnet die Digitalisierung eigentlich Nutzern mit Behinderungen? Welche Barrieren bestehen weiterhin und wie können diese endlich abgeschafft werden? Genau um diese Fragen drehte sich die Konferenz.
2013 lebten in Deutschland 10,2 Millionen Menschen mit einer amtlich anerkannten Behinderung. Im Durchschnitt war somit jeder achte Deutsche (13 %) körperlich oder geistig eingeschränkt. Das alleine zeigt die Notwendigkeit eines barrierefreien Zuganges für die Internetpräsenz von Unternehmen. Doch sind externe Webseiten von Unternehmen tatsächlich schon für jede Nutzergruppe zugänglich?
Unser Test und Integration Center, das derzeit noch das einzige von der Deutschen Akkreditierungsstelle anerkannte Prüflabor der Internet- und Multimediabranche in Deutschland ist, hat dies am Beispiel von 15 großen Versicherungen getestet. Untersucht wurde dabei die Zugänglichkeit von Inhalten auf der Website für sehbeeinträchtigte, blinde, motorisch eingeschränkte und gehörlose User. Die ernüchternden Ergebnisse der Studie wurden zu Beginn der Konferenz vorgestellt: Weniger als ein Drittel der untersuchten Versicherungen bieten aktuell Webauftritte, die für Menschen mit Behinderung gut oder nur mit geringen Einschränkungen zugänglich sind. Damit bleiben dieser Usergruppe weiterhin wichtige Webangebote verwehrt, da sie diese oftmals gar nicht selbstständig nutzen können. Es muss also dringend gehandelt werden – und zwar auf allen Ebenen!
>> Konferenz Barrierefreie IT 2018
Dass es auch schon anders geht, zeigt das Beispiel vom Landkreis Soest, einer der Vorreiter in Sachen Nutzerfreundlichkeit: Konsequent zieht der viertgrößte Landkreis Nordrhein–Westfalens Barrierefreiheit in seiner Stadt durch und ist damit einer der großen Vorreiter: NAV4BLIND heißt das Projekt, dass es dem Landkreis bis 2020 ermöglichen soll vollständig barrierefrei zu sein. Dabei arbeitet er beispielsweise eng mit dem öffentlichen Nahverkehr im Projekt Guide4Blind zusammen. Fragen, die sich Blinde stellen, werden im Kreis Soest durch Digitalisierung beantwortet: Wie komme ich zur Bushaltestelle? Wann fährt der Bus? Welcher ist mein Bus und wo muss ich einsteigen? Wann steige ich aus? – Das alles ist nicht nur per App abrufbar, sondern der Bus kommuniziert sogar bereits mit der App. Tickets können bequem online gekauft werden und der Knopf für den Haltewunsch ebenfalls per App gedrückt werden. Alles läuft vernetzt und in Echtzeit. Wie erfolgreich das Projekt ist, zeigen nicht nur die steigenden Touristenzahlen, sondern auch, dass große Städte wie Berlin die Initiativen kopieren, erzählte Jörn Peters, Leiter des Projektes NAV4BLIND.
Highlight der Veranstaltung war der abschließende Beitrag der Bloggerin Julia Probst. Wie ca. 80.000 Menschen in Deutschland, ist Julia Probst gehörlos. Bekannt wurde sie dadurch, dass sie einen „Ableseservice“ bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 einführte. Hierbei las sie die Worte des Bundestrainers Joachim Löw während der Spiele von seinen Lippen ab und twitterte, was dieser während der Spiele so von sich gab. Geboren wurde Julia Probst in den 1980er Jahren und hat somit die Anfänge der Digitalisierung bis heute miterlebt. Auf der Konferenz erzählte sie über ihre Erfahrungen und Zukunftsvisionen in puncto barrierefreier IT und welche neuen Möglichkeiten sich für sie durch das Internet ergeben haben. Für die Zukunft wünscht sie sich, dass Barrierefreiheit endlich zu einer gesellschaftlichen Aufgabe wird. Ganz nach dem Motto: „Wir machen die Barrieren weg, denn DIE sind das Problem. Nicht der Mensch mit Behinderung.“
>>> Das ganze Interview mit Julia Probst gibt’s hier zum Nachlesen
Barrierefreiheit ist für ALLE da – darüber waren sich die Teilnehmer der Konferenz einig. In Zukunft müssen sich Unternehmen also verstärkt für eine leichtere Zugänglichkeit ihrer Daten einsetzen, um nicht nur alle potenziellen Kunden, sondern auch ALLE Mitarbeiter JEDERZEIT zu erreichen – gerade in Zeiten, in denen die Bevölkerung immer älter wird. Denn, so Klaus-Peter Wegge (Siemens AG), „Barrierefreiheit ist für alle Mitarbeiter komfortabel auch, wenn es nicht für alle notwendig ist“.
Wir sagen nochmals VIELEN DANK an alle Teilnehmer, die mit Leidenschaft und Enthusiasmus zu spannenden Diskussionen beigetragen haben und freuen uns auf die nächste Konferenz im Herbst 2017 – Mit hoffentlich vielen positiven News in Sachen Barrierefreiheit durch digitalen Wandel!
>> Studie “IT ohne Barrieren”
Die 15 grössten Versicherungen Deutschlands im Test
> ZUM DOWNLOAD
>> Studie “IT ohne Barrieren”
Die 15 grössten Online-Shops Deutschlands im Test
> ZUM DOWNLOAD
> Mehr Informationen unter 123-barrierefrei.de
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