„Wissen ist die einzige Ressource, die sich vermehrt, wenn man sie teilt.“

So lautet ein Satz, der oft mit Wissen und Wissensmanagement fällt. Das Teilen von Wissen kann als ein wesentlicher Erfolgsfaktor für die Innovationsfähigkeit von Unternehmen gesehen werden. Zudem unterliegt Wissen einer hohen Halbwertszeit und muss immer wieder aufgefrischt werden.

Anforderungen heute – Flexibilisierung

Heutzutage ändern sich zunehmend und schneller Berufsbilder und Anwendungsfelder. Damit einhergehend wandeln sich auch die Anforderungen und Wissensbereiche der Mitarbeiter. Nicht allein Wissen einer bestimmten Fachrichtung ist gefragt, sondern interdisziplinäres Wissen und darüber hinaus Handlungsfähigkeiten, die notwendig sind, um Wissen in neuen Situationen anzuwenden. Denn Innovationen entstehen verstärkt durch die Vernetzung und die Synergien verschiedener Wissenschaftsdisziplinen:

  • Anstieg der Komplexität und Dynamik in sämtlichen Wirtschaftsbereichen
  • Bedarf an interdisziplinären Innovationen
  • Veränderung von klassischen Berufsbildern

Bildung findet aber nicht nur im beruflichen Kontext statt, sondern erstreckt sich auf sämtliche Anwendungsfelder. Durch die Möglichkeiten der Digitalisierung und Globalisierung werden auch die Grenzen bei den Bildungsangeboten und deren Nachfrage aufgelöst.

Zudem ändern sich die Zielgruppen. Die Bildungsbiografien werden vielfältiger. Um auf diese Diversität zu reagieren, müssen Bildungsangebote flexibilisiert werden, um diese passgenau auszurichten.

Der Bedarf an beruflicher Qualifizierung vor dem Hintergrund der oben genannten Anforderungen zum lebenslangen Lernen kann nur gelingen, wenn Wissensangebote inhaltlich, räumlich und zeitlich flexibel gestaltet sind, damit diese in den Alltag integriert und wahrgenommen werden können.

So wird deutlich, dass wir nicht nur die Wissensgesellschaft als Wertschöpfung von Unternehmen durch die Generierung oder Veredlung von Wissen verstehen können, sondern dass das Lernen und damit auch Bildungsangebote gewissermaßen der Motor für die Innovationen und Weiterentwicklung generell in der Wirtschaft und Gesellschaft sind. Ein Berufsbild ohne ein begleitendes lebenslanges Lernen wird der Vergangenheit angehören.

Es gibt zahlreiche Angebote, die von jedem genutzt werden können, wie auch Wikipedia und Google Scholar.

Google Scholar

Diese freien Ressourcen können gut genutzt werden, um einen ersten Überblick über ein Thema zu bekommen. Auf der anderen Seite muss einschränkend bemerkt werden, dass die Auflistung bei Google Scholar viele Kriterien zur Qualitätsbeurteilung von Publikationen nur eingeschränkt berücksichtigt.

Fachdatenbanken und -publikationen sind somit unerlässlich für eine vertiefte Recherche und Beschäftigung mit einem Thema. Gerade unterschiedliche, wissenschaftlich belegte Darstellungen zu einem Thema komplementieren den notwendigen gesamtheitlichen Blick auf ein Thema. Diese Sichtweisen sind notwendig, um ein Themen- und damit Wissensbereich unterschiedlich und damit auch interdisziplinär betrachten zu können.

Digitalisierung als Antwort

Wissen und die Weitergabe von Wissen geschieht in vielen Bereichen. Der Bedarf seitens der Lernenden ist unterschiedlich und von der jeweiligen Situation abhängig.

So gehört zum Beispiel zu dem Gesamtverständnis von Projektmanagement ein umfassendes Wissen über den gesamten Kontext des Projektes, wobei hingegen bei einer konkreten Frage zum GANTT-Diagramm ein Teilwissen vorhanden und angewendet werden muss

Die Ziele von Bildung liegen auf der Hand:

  • Hohe Reichweite und damit auch Skalierung der Wissensweitergabe
  • Hohe Qualität der Bildung
  • Bedarfsgerechte Segmentierung der Bildungsinhalte

Ziele und Kreislauf der Wissensvermittlung

Diese Ziele können nur mit der Digitalisierung der Inhalte und einer digitalen Kommunikation zwischen dem Wissensvermittler und dem Nachfragenden abgebildet werden.

Durch Digitalisierung kann dementsprechend folgendes konkret umgesetzt werden:

  1. Inhalte und Wissen können nutzerspezifisch segmentiert werden bzw. in Modulen zur Verfügung gestellt werden.
  2. Der Detailierungsgrad der Inhalte und somit auch die Qualität kann an die Bedürfnisse angepasst werden.
  3. Die Verteilung von Wissen auf digitalen Kanälen ist de facto mit keinen Distributionskosten verbunden.

Somit ist die Digitalisierung nicht nur das Instrument für eine passgenaue, sondern auch für effiziente Wissensvermittlung.

Digitale Bildung fängt in der Schule an

Das Lernen muss Spaß machen, dann sind die Schüler motiviert. Gerade durch einen direkten Anwendungsbezug sowie durch das eigene Erfahren und Ausprobieren, können sich Schüler schon während der Schule interaktiv mit dem jeweiligen Lernstoff auseinandersetzen.

In sogenannten Collaborative Classrooms steht die Interaktion und Vielfältigkeit des Unterrichts und der Lehrmethode im Vordergrund. Die Lehrer vermitteln nicht primär Fachwissen, sondern nehmen die Rollen von Moderatoren, Lernbegleitern und Lerncoaches ein.

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So lernen zunehmend die Schüler, wie vielfältig und auch eigen bestimmt das Lernen ist. Diese aktivierenden Lehrmethoden spiegeln sich dann auch in einem entsprechenden höheren Lernerfolg bei den Kindern und Jugendlichen wider.

Für das Lernen zu Hause gibt es mittlerweile zahlreiche Plattformen, Online-Tutorien und -Videos. Als sehr gutes Beispiel sei die
Khan Academy genannt, diese ist eine gemeinnützige Plattform, die mittlerweile über 4.000 Lernvideos in Mathematik, Naturwissenschaften, Geschichte und Wirtschaft bereitstellt. Ein deutsches Angebot an Lehrfilmen und Übungsaufgaben entsteht übrigens gerade.

Hochschulen öffnen sich durch die Digitalisierung

Vor wenigen Jahren kamen sogenannte MOOCs auf. Diese „offenen Massen-Online-Kurse“ bezeichnen primär digitale Angebote von Hochschulen, die vorwiegend kostenfrei sind und von Teilnehmern weltweit besucht werden können.

Ein bekanntes Beispiel ist die Plattform edX, welche 2012 von der Harvard-Universität und dem Massachusetts Institute of Technology gegründet wurde. Inzwischen tragen hier zahlreiche Hochschulen mit digitalen Bildungsangeboten zu den über 1.300 Online-Kursen bei, wie z.B. auch die RWTH Aachen oder TU München.

Beispiel für einen Online-Kurs

So existieren zahlreiche MOOCs für unterschiedliche Gebiete. Sie sind ein gutes Beispiel für offene Bildung, die durch Digitalisierung erst möglich wird.

Untersuchungen haben gezeigt, dass diese Kurse gerade von bildungsfernen Gruppen belegt werden. Auch nutzen gerade Personen aus den BRICS-Staaten (Brazil, Russia, India, China, South Africa) solche offenen Kurse. Gründe für diese Nutzung liegen darin, dass diese Bildungsangebote frei und flexibel zu nutzen sind. So können gerade auch Personen davon profitieren, die nicht die Möglichkeit haben, an einer Hochschule zu studieren.
Vor diesem Hintergrund sind diese Kurse auch kaum ein Konkurrenzangebote für Angebote im Präsenz-Studium, die an den Hochschulen gelehrt werden.

In der Regel können diese Online-Kurse kostenfrei besucht werden. Wenn eine Prüfung abgelegt werden soll und der Teilnehmer ein entsprechendes Zertifikat haben möchte, fällt eine Gebühr an (in dem obigen Beispiel $49).

Die Arizona State University kann hier als ein Vorreiter bezeichnet werden. So startet diese mit dem Santa Fe Institute in den nächsten Jahren einen Masterkurs zum Thema Komplexitätswissenschaft. Die Kosten für das reguläre Studium betragen hier zwischen $ 15.000 – 40.000. Die Inhalte werden danach auch für einen MOOC angepasst und kostenfrei zur Verfügung gestellt.

Die Erfahrungen zeigen, dass zwei ganz unterschiedliche Zielgruppen die jeweiligen Angebote nutzen, ohne dass der frei zugängliche Kurs den Präsenzkurs kannibalisiert. Die Öffnung nach außen sorgt vielmehr für eine entsprechende Reputation der Hochschule. So kann diese sich als Expertin für Themen weltweit positionieren.

MOOCs von Unternehmen

Gerade auch Unternehmen können MOOCs gut nutzen, um Wissen über bestimmte Produkte kostenfrei zur Verfügung zu stellen. Dadurch haben die Nutzer die Möglichkeit, das Produkt und Dienstleistungen des jeweiligen Unternehmens besser kennenzulernen und zu nutzen.
Gerade auch durch diese öffentlichen Ressourcen positioniert sich das Unternehmen als Experte in den jeweiligen Bereichen.
Zudem steigern solche MOOCs die Reputation des Unternehmens, da es aktiv Wissen mit allen Nutzern teilt. So gibt es schon einige Unternehmen, die MOOCs der Allgemeinheit zur Verfügung stellen, wie SAP und Signavio.

MOOCs bei Unternehmen, Beispiel SAP

Individualisierung & Flexibilisierung sind die Modelle der Zukunft

Mass Customization für Produkte ist in vielen Bereichen üblich. Der auf die Person abgestimmte Sportschuh oder das Müsli sind nur einige Beispiele, wie individualisierte Produkte an Bedeutung gewinnen.
Was für Konsumgüter gilt, gilt ebenso fürs Wissen. Bildungsangebote müssen situationsgerecht und passend für die jeweilige Person bereitgestellt werden. Zukünftig steht nicht das Absolvieren von kompletten Kursen im Vordergrund, sondern folgende Trends werden Schulungen und eine Wissensweitergabe prägen.

Hier ein paar Trends:

  • Neben Standard-Kursen wird es kürzere und individuell zusammengestellte Kurse geben.
  • Die Angebote werden sich genau nach den spezifischen Interessen ausrichten.
  • Interdisziplinäre Angebote und die Vernetzung zwischen den Wissensgebieten werden zunehmen.
  • Die Basis für die Wissensvermittlung wird eine Problemorientierung in den jeweiligen Fächern, das bloße Wissen rückt in den Hintergrund.
  • Lernende werden sich gegenseitig Wissen vermitteln (P2P Teaching).
  • Die Bildung, die Abschlüsse und das Lehren werden zunehmend individualisiert und damit auch flexibel verfügbar.

„Abschlussnoten sind wertlos bei der Personalauswahl. Wir haben festgestellt, dass sie rein gar nicht vorhersagen.“

Lazlo Bock, Personalchef bei Google

Lazlo Bock, Personalchef bei Google, sieht dabei nicht die Noten von Bedeutung, sondern das Wissen, die Kompetenz. Wichtiger ist, dass die Person das Lebenslange Lernen verinnerlicht hat und die Lernmöglichkeiten nutzt, die formell und informell zur Verfügung stehen.

Der Weg zu einer digitalen individuellen (Weiter)Bildung

Vor dem Hintergrund traditionell geprägter Bildungsangebote, die vorwiegend in Präsenz-Angeboten stattfinden, ist der Weg zu flexiblen und zum Teil auch Online-Angeboten ein Veränderungsprozess, der von allen Beteiligten mitgetragen und gestaltet werden muss.

Wenn wir uns das Modell von Gartner mit dem Hype Cycle annehmen, stehen wir noch am Anfang der technologischen Möglichkeiten im Bereich der digitalen Bildung.

Gartner Hype Cycle for Emerging Technologies,

Somit werden wir mit großen Erwartungen starten, enttäuscht werden und nach einer Zeit wird die Flexibilisierung und Digitalisierung die Normalität in der Wissensvermittlung sein. Oder wie Stefan Raab einmal passend formulierte: „Vorne ist da, wo sich niemand auskennt“.

Gartner sieht hier als nächste Phasen:

  1. Digitale Plattformen, auf denen nicht Abschlüsse sondern erreichte Lernergebnisse im Sinne von sogenannten Nano-Zertifikaten dokumentiert werden.
  2. Auf Basis der Analyse von Lernverhalten (Learning Analytics) kann ein angepasstes, adaptives Lernen ermöglicht werden.
  3. Durch die technischen Möglichkeiten von Virtual- und Augmented Reality können Lehr-Arrangements geschaffen werden, um flexibel und digital Wissen darzustellen.

Zusammenfassung

Die Bildung und die Wissensvermittlung werden zunehmend individueller, passgenauer und effizienter. Die Digitalisierung ist die Basis für diese Flexibilisierung der Inhalte und auch für eine Skalierung von Wissen im Sinne einer offenen Wissensvermittlung.

Gerade auch für Unternehmen bietet die Digitalisierung von Wissen und Bildung zum einen eine gute Möglichkeit zu einem berufsbegleitenden lebenslangen Lernen und zum anderen zum Anbieter von eigenen Wissensangeboten zu werden.

Genau diese Wissensteilung verschafft Reichweite und Reputation für Unternehmen.

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